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Buch IV. Norden. XVI.
Jahrhundert.
Holbeiu d.
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sich in schönster Lichtwirkung umher. Die Anbetung der
Könige, ebenfalls unter einer reichen Architektur und von
phantastischer Beleuchtung enthält besonders eine Gestalt von
höchstem Werthe; es ist der Begleiter des Mohrenkönigs,
welcher wich geblendet. die Hand über den Augen, nach"
dem Sterne hinaufschaut. In diesen Bildern herrscht das
gesundeste Naturgefühl vom Derben bis zum Schönen; die
Formen sind mit. grösster Bestimmtheit und Zartheit durch-
gebildet und namentlich die Hände von gediegenster Aus-
führung; aber auch in den höchsten Beziehungen der Con-
ception hat Holbein diese Leistung nicht mehr um Vieles
übertroffen, und wenn nicht die noch etwas ängstlich behan-
delte Donatorenfamilie auf ein verhältnissmässig frühes Sta-
dium hinwiese, so dürften wir das Werk nur in die reifste
Zeit des Künstlers versetzen"). Man mag dasselbe als den
Gipfelpunkt der augsburgischen, innner etwas genrehaften
mRichtung bezeichnen. Die öffentliche Sammlung zu Basel
besitzt (ausser einem etwas frühem Portrait von Holbeins
Freund Schweigerl aus dieser Zeit, vom Jahre 1519, das
Bildniss des Bonifacius Am erbach, von wunderbar leben-
diger Auffassung; neben dem Holzschuhefschen Bildniss
Dürer's vielleicht das vorzüglichste, welches von der rein
deutschen Richtung vorhanden ist. Mit derselben Jahrzahl
1519 bezeichnet ist auch eine "Verlobung der heil. Katharina",
das sich im Besitz der königl. Familie zu Lissabon befindet.
Vor einem „Brunnen des Lebens" unter prachtvoller Renais-
sance-Architektur geht die mystische Handlung vor sich, der
ausser S. Joseph und Anna zahlreiche weibliche Heilige und
musicirende Engel beiwohnen.
Etwas später fällt vermuthlich die Bemalung des Flauses
"zum Tanz" in Basel, das noch bis zur Mitte des vorigen
Jahrhunderts sichtbar, gegenwärtig nur in einer Copie des
i") Ausscr dem angegebenen Grunde lässt mich auch die grosse
Verschiedenheit von der Passion u. a. späteren Werken und eine
gewisse Aehnlichkeit mit der Behandlung des Lichtes und der Formen-
autiäissung in den letzten Gemälden des alten flolbein auf diese frühe
Zeit (1519 bis 20?) schliessen. B.