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Buch
"Norden.
Holbein d.
XVI. Jahrhundert.
250.
und der heil. Elisabeth von Thüringen (auf den Rückseiten
die kniende Maria und der Engel der Verkündigung) ver-
einigt... Das Martyrium ist eine hohe dramatische Compo-
sition, die Plauptgestalt schön gezeichnet und bewegt, die
Uebrigen sehr individuell, die Landschaft von grosser
Klarheit.
5. Hier möchten am besten auch zwei Tafeln in der Samm-
lung des Domherrn v. Hirscher zu Freiburg i. Br. angeführt
werden, welche in acht (durch goldne, hier noch gothische
Ornamente getrennten) Abtheilungen das Leben der Maria ent-
halten und vermuthlich Jugendwerke des Meisters sind. Bei
einer keinesweges feierlichen aber höchst lebendigen Anord-
nung ist. die lebenswahre Individualistik hier schon der Voll-
6. endung nahe gebracht. Die Jahrzahl 1514 trägt ein Bild-
niss- des Franz von Taxis, in Corshamhouse (England).
7. Von den Gemälden H0lbein's in der öffentlichen Sammlung
zu Basel ist ein grosses Abendmahl auf Leinwand, das
früher seinem Vater beigelegt wurde und zu der Reihe von
dessen Passionsbildern (vgl. S. 449) zu gehören scheint, ver-
muthlich- das älteste. Es ist der trefflich gefasste Moment,
da Christus mit Judas den Bissen in die Schüssel getaucht
hat; im Hintergrunde die Fusswaschung. Bei einer ge-
wissen Ueberladung der Composition, bei manchem Schweren
und Harten in den Gewändern ist die WYahrheit der Charak-
tere und des Ausdruckes schon höchst ergreifend.
Dass Hans Holbein bereits im Jahre 1516 in Basel ge-
wesen (nicht aber mit ihm, wie man sonst angenommen, sein
Vater, sondern nur sein älterer Bruder Ambrosius, der im
folgenden Jahr in die dortige Malerzunft trat, ist. durch
einige dort. von ihm ausgeführte Arbeiten erwiesen. Zu-
8. nächst (im Basieler Museum) das von beiden Seiten bemalte
Aushängeschild eines Schulmeisters: auf der einen Seite wird
Kindern, auf der andern Seite jungen Gesellen in dunkeln,
alterthümlichen Stuben Unterricht im Lesen und Schreiben
ertheilt, ungesuchte, aber vollendete Genrebilder, welche bei
aller Flüchtigkeit den Leistungen eines Lucas von Leyden
9. nicht nachstehen; ferner (ebenda) die ersten ganz sichern