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Buch IV. Norden.
XVI. Jahrhundert. Oberdeutschland.
248.
köpfchen auflöst. Die Innenseiten der Flügel stellen die
Apostel als Zuschauer der himmlischen Handlung, in zwei
Gruppen zusammengedrängt, dar; vorzügliche Charaktere,
aber in der Darstellung des I{örperlichen doch nicht ganz
sicher und entschieden. Bei geschlossenen Flügeln sieht man
auf der Aussenseite derselben und auf zwei feststehenden
Seitenbildern die Verkündigung, Heimsuchung, Geburt und
Flucht nach Aegypten. Die Verkündigung, wie es scheint
von anderer Hand, ist weniger durch die Ausführung, als
durch eine besondere Intention bedeutend; der Engel ist
nämlich wie von einer dunkeln Ahnung ergriffen mit sträu-
bendem Haare dargestellt; er deutet auf ein in himmlischem
Lichtglanz niederschwebendes Kind, welches schon das
Kreuz im Arme trägt; Maria schaut voll ruhiger Ergebung
auf ihn hin. Tn der Heimsuchung ist der überaus süsse und
liebliche Ausdruck der heil. Jungfrau und das stille, milde
Antlitz der Elisabeth von grösstem Reize. Bei der Geburt
Christi geht das Licht, vielleicht zum erstenmal in der nor-
dischen Kunst, allein vom Kinde aus, welches wie ein über-
aus heller Mondglanz die ganze Gruppe beleuchtetf); ausser
diesem meisterhaften Lichteffekt ist wiederum der Ausdruck
der Maria und die fünf Engel, welche die Windeln in die
Höhe heben, von grosser Zartheit. Das liebenswürdigste
Bild ist indess die Flucht nach Aegypten; die heil. Familie
zieht an einer Dattelpalme vorüber, auf welcher vier überaus
liebliche Engelknaben herumklettern; ein fünfter schwingt
sich vggn iiussersten Zweige auf das Maulthier herab und
reicht dem Christuskinde, welches sich an die Mutterischmiegt,
mehrere Früchte. Die Rückseite des Altars enthält in der
Mitte eine vorzüglich ausgeführte, grosse Kreuzigung nach
Dürefscher Composition, und auf den Flügeln je zwei gran-
diose Heilige. Ein Staffelbild unter der Kreuzigung stellt
die Donatoren (treffliche Portraitköpfe) mit der heil. Jung-
frau dar.
Nach
vgm Kinde
beleu ehtet.
WVaagen a. a.
aus, sondern
Ü. S. 280 Wäre
überdies durch
die Gruppe nicht bloss
wirklichen Mondschein