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Buch IV.
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Sachsen.
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und mühsam ins Wasser hineingethan. Auf der andern Seite
des Springbrunnens erscheinen sie als feine junge Mädchen,
die im Wasser herumplätschern und allerlei zierlichen Unfug
treiben. Daneben ist ein grosses Zelt, in das sie ein Herold
höflich einladet und WO sie mit köstlichen Kleidern angethan
werden. Dann ist auf einer fröhlichen Wiese ein Festmahl
bereitet, und von da geht es zum Tanz; der bunte Reigen
verliert sich ins Gebüsch. Die Männer leider sind nicht
jung geworden und haben ihre grauen Bärte behalten. Das
Bild ist vom Jahre 1546, dem vierundsiebzigsten des Meisters.
Als Portraitmaler nimmt Cranach eine bedeutende Stelle
ein und zeichnet sich wiederum durch sein schlichtes, auf-
richtiges Anschliessen an die Formen der Natur aus. Schon
im Vorigen, bei Gelegenheit einzelner Altarblätter, sind einige
seiner vortrefflichsten Portraitdarstellungen erwähnt wor-
den. Als selbständige Gemälde findet man deren in ver-
10- schiedenen Galerieen, wie z. B. die Galerie der Üffizien
zu Florenz mehrere von vorzüglichem Werthe ent-
lLhält; die bedeutendste Auswahl in der Galerie des Berliner
Museums; sehr schön, schlicht und würdig, so wie von treff-
licher warmer Färbung ist unter diesen vornehmlich das
Portrait des Herzogs Georg von Sachsen. Ein andres dieser
Bilder ist eigenthümlich aufgefasst; es stellt den Kurfürsten
von Mainz, Albrecht von Brandenburg, als heiligen Hiero-
nymus in leuchtender Cardinalstracht dar, in fröhlicher
Waldeseinsamkeit studirend, umgeben von allerlei schönen
12Äund edlen Thieren. Eine andere gemüthliche Darstellung des-
selben Cardinals als S. Hieronymus im Studirzimmer zwischen
Büchern, Früchten, Vögeln etc. findet sich in der Galerie von
Darmstadt Das Datum lautet 15.35.
Auch als Thierlnaler war Cranach seiner Zeit sehr be-
rühmt; er wusste das mannigfache Gethier und Geflügel mit
solcher Treue abzubilden, dass dergleichen oftmals zu Täuschun-
gen und Scherzen Anlass gab. Ein treffliches Beispiel der
Art hat er uns u. a. in den Zeichnungen jenes Gebetbuches
13.in der Hofbibliothek von München hinterlassen, dessen vor-
derer Theil vion Dürer (S. 491), der hintere von ihm mit