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Buch IV.
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Sachsen.
mahl dar, eigenthümlich angeordnet, indem die Jünger um
eine kreisrunde Tafel umhersitzen, mit verschiedenartig
charakteristischen Köpfen. Auf dem rechten Flügelbilde ist
die heil. Handlung der Taufe dargestellt, Welche Melanchthon
im Beisein eines Assistenten und dreier Pathen verrichtet;
im Vorgrunde eine Gruppe geputzter Frauen als Zu-
schauerinnen, das Ganze nicht ohne eine eigenthümliche Ge-
müthlichkeit. Der linke Iillügel ist die Beichte, bedeutender
als das vorige Bild. In dem Beichtiger erblickt man das
Portrait des Bugenhagen; mit strenger Würde entsündigt er
einen kniend Reuigen (einen Bürger) mit dem Schlüssel in
der Rechten, indem er zugleich einen andern, der mehr mit
Üebcrmuth als mit Reue sich angenähert. hatte (einen Krie-
ger), und dessen Hände gefesselt bleiben, mit dem Schlüssel
in der Linken zurückweist. AlsUntersatzbild ein viertes
Gemälde mit kleineren Figuren: in der Mitte das Bild des
Gekreuzigten, auf der einen Seite eine Kanzel, von der
herab Luther predigt, gegenüber eine anmuthig naive Gruppe
zuhörender Mädchen und Frauen mit Kindern, und tiefer im
Bilde eine nicht minder vortreffliche Gruppe ernster Männer
und Jünglinge. Das ganze Werk enthält demnach eine
Darstellung der vornehmsten Handlungen der protestanti-
schen Kirche und zugleich ein Andenken an die verehrtesten
Lehrer der heiligen Schrift; es ist neben jenen Apostelbildern
von iDürer wenn freilich der Ausführung nach keines-
weges voniähnlicher Bedeutsamkeit, doch als eins der sinnreich-
sten und gedankenvollsten Erzeugnisse der neuen Glaubens-
richtung zu betrachten.
_Sehr trefflich ist ferner das Altarwerk, welches sich auf
dem Hauptaltare, im Schiff des Domes von Meissen befindet.
Das Mittelbild zerfällt. in drei Abtheilnngen: zuoberst die
Kreuzigung Christi, darunter (in symbolischer Beziehung) das
Opfer Isaaks und das Wunder mit der ehernen Schlange; das
Opfer Isaaks ist eine höst grossartige Composition, wie man
sie in der That nicht häufig bei Cranach findet, daneben
der Stifter des Bildes, ebenfalls eins seiner vorzüglichsten
Portraits. Auf den innern Seiten der Flügelbilder ist in sechs