Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

245. 
Cranach 
der 
ältere; 
Kirehenbilder. 
519 
Volkswitze seiner Zeit; der Eindruck seiner Vortragsweise 
mahnt an Volksbücher und Volkslieder, und nicht mit Un- 
recht mag man ihn den Hans Sachs der Malerei nennen, 
Freilich hängt damit zusammen, dass er es, wie dieser, mit 
der Form im höhern Sinne nicht genau nahm und sich oft 
mit einer gewissen ergötzlichen Lebendigkeit begnügte, wo 
Ernst, Grösse und Reinheit verlangt. wurden. Auch ist nicht 
zu vergessen, dass er sehr rasch und leicht producirte und 
eine grosse, überaus thätige Werkstatt beschäftigte, an deren 
Arbeiten oft nur Weniges sein Eigenthum sein mag. Sein 
Colorit ist insgemein von glänzender Frische und Tiefe, oft 
aber unharmonisch bis ins Grelle.   
 Seine Werke sind mannigfaoh, vornehmlich in den säch- 
sischen Gegenden, zerstreut; hier sollen nur einige der inter- 
essantesten namhaft. gemacht werden. Zunächst die grösseren 
Bilder heiligen Inhalts, meist Altarwerke 
Eines seiner edelsten Bilder, vom Jahre 1509, im Chor 1_ 
des Domes von Erfurt, stellt. Maria mit dem Kinde nebst 
zwei Engeln und der heil. Katharina dar. Es sind die lieb- 
lichsten Köpfe, voll zarter, inniger Empfindung glühender 
Liebe, und hierin wohl dem Francia zu vergleichen, welchem 
das Bild auch in der warmen, lebendigen Carnation, in der 
tiefen, prachtvollen Färbung der Gewänder nicht nachsteht. 
Wittcnberg besitzt ein paar bedeutende Werke von Cra- 
lnach  Auf dem Bathhause befindet sich von ihm eine 2A 
grosse Darstellung der zehn Gebote, vom J ahrelölö, die im 
Ganzen zwar seinen sonstigen WVerken nicht völlig gleich 
steht, doch bereits durch eine "energische Farbe und präcise 
Behandlung anzieht; zu bemerken sind hier die fabelhaften 
Teufelgestalten, die sich bei den Uebertretern der Gebote be- 
ünden.  Zu den vorzüglicheren Altarwerken Cranachis ge- 
hört dasjenige, welches den Plauptaltar der Stadtkirche von 3 
Wittenberg schmückt". uDas ltlittelbild stellt das heil. Abend-  
m) Schadow; Wittßnbeygs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst 
und Malerei etc. Wittenberg 1825 (Mit vielen Abbildungeln S- 94 f-a 
S. 105 ü".  T. s, 13-16.
	        
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