245.
Cranach
der
ältere;
Kirehenbilder.
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Volkswitze seiner Zeit; der Eindruck seiner Vortragsweise
mahnt an Volksbücher und Volkslieder, und nicht mit Un-
recht mag man ihn den Hans Sachs der Malerei nennen,
Freilich hängt damit zusammen, dass er es, wie dieser, mit
der Form im höhern Sinne nicht genau nahm und sich oft
mit einer gewissen ergötzlichen Lebendigkeit begnügte, wo
Ernst, Grösse und Reinheit verlangt. wurden. Auch ist nicht
zu vergessen, dass er sehr rasch und leicht producirte und
eine grosse, überaus thätige Werkstatt beschäftigte, an deren
Arbeiten oft nur Weniges sein Eigenthum sein mag. Sein
Colorit ist insgemein von glänzender Frische und Tiefe, oft
aber unharmonisch bis ins Grelle.
Seine Werke sind mannigfaoh, vornehmlich in den säch-
sischen Gegenden, zerstreut; hier sollen nur einige der inter-
essantesten namhaft. gemacht werden. Zunächst die grösseren
Bilder heiligen Inhalts, meist Altarwerke
Eines seiner edelsten Bilder, vom Jahre 1509, im Chor 1_
des Domes von Erfurt, stellt. Maria mit dem Kinde nebst
zwei Engeln und der heil. Katharina dar. Es sind die lieb-
lichsten Köpfe, voll zarter, inniger Empfindung glühender
Liebe, und hierin wohl dem Francia zu vergleichen, welchem
das Bild auch in der warmen, lebendigen Carnation, in der
tiefen, prachtvollen Färbung der Gewänder nicht nachsteht.
Wittcnberg besitzt ein paar bedeutende Werke von Cra-
lnach Auf dem Bathhause befindet sich von ihm eine 2A
grosse Darstellung der zehn Gebote, vom J ahrelölö, die im
Ganzen zwar seinen sonstigen WVerken nicht völlig gleich
steht, doch bereits durch eine "energische Farbe und präcise
Behandlung anzieht; zu bemerken sind hier die fabelhaften
Teufelgestalten, die sich bei den Uebertretern der Gebote be-
ünden. Zu den vorzüglicheren Altarwerken Cranachis ge-
hört dasjenige, welches den Plauptaltar der Stadtkirche von 3
Wittenberg schmückt". uDas ltlittelbild stellt das heil. Abend-
m) Schadow; Wittßnbeygs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst
und Malerei etc. Wittenberg 1825 (Mit vielen Abbildungeln S- 94 f-a
S. 105 ü". T. s, 13-16.