518
Buch IV.
Norden.
XVI. Jahrhundert.
Sachsen.
älterenä), der durch ein langes Leben und äussere glück-
liche Verhältnisse begünstigt war, in Schatten gestellt. Lueas
Cranach war im Jahre 1472 zu Kronach im Bambergischen
geboren und starb im Jahre 1553 zu Wittenberg. Dass er
Schüler Grünewalds gewesen, ist unwahrscheinlichfnäher liegt
die Vermuthung, dass der letztere sein Mitschüler gewesen
(vergl. S. 514).. Sein Familienname soll Sunder gewesen
sein (nicht, wie fälschlich angegeben wird: Müller); den Bei-
namen führt er von seinem Geburtsorte. Er trat 1504 in die
Dienste
des
sächsischen Kurfürstenhauses und
ward Hofmaler
der drei Kurfürsten Friedrich des Weisen, Johann des Be-
ständigen und Friedrich des Grossmüthigen; letzteren beglei-
tete er nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg (1547)
in sein fünfjähriges Gefängniss und half die Sorgen des
Kerkers durch treues Gespräch und heitere Bilder ver-
scheuchen. Im Jahre 1533 ward er zum Bürgermeister von
Wittenberg ernannt und stand fortwährend im vertrautesten
Verhältniss zu den grossen Reformatoren der Kirche, nament-
lich zu Luther; die Heirath des letzteren mit der Katha-
rina von Bora kam vornehmlich durch seine Bemühungen zu
Stande.
Cranach
hat
seinen
Gemälden
Vieles
mit
der
Rich-
tung Dürefs gemein, vornehmlich was die einfach unbefan-
gene Auffassung der Natur und die schlichte, etwas dünne
Behandlungsweise bei übrigens kräftiger Färbung anbetrifft;
doch tritt bei ihm an die Stelle jenes tiefsinnigen Ernstes
und grossartiger Kraft mehr eine naive, kindliche Heiterkeit
und eine weichere, fast schüchterne Anmuth; jenes Element
des Phantastischen hat bei ihm im Einzelnen die lieblichsten
märchenhaften Blüthen hGPVOYgBtJÄGbGD. Er ist in irorzüg-
lichem Sinne volksthümlich; sein Humor hat etwas von dem
ü) Joseph Heller: Lucas Cranachs Leben und Werke. Bam-
berg 1821. Ueber Cranaehs Familiennamen s. die urkundlichen
Nachrichten Förstemanlfs in der Allg. Preuss. Staatszeitg. 1841,
28. Dee.- Christian Schuchardt, Lucas Cranach d. A. Leben und
Werke. Nach urkundlichen Quellen bearbeitet. Leipzig bei Brock-
haus 1851.