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Buch III.
Italien.
Jahrhundert.
Padua.
1414
des Nackten sowie durch eine schöne Milde des Charakters
aus. Gegenwärtig befindet -es sich im Pariser Museum.
Unter den übrigen, in Paris vorhandenen Gemälden Manteg-
nzfs sind vornehmlich noch zwei mit mythologisch-allegorischen
Darstellungen durch ähnliche Vorzüge ausgezeichnet. In den
nackten Kindergestalten, in einzelnen von den tanzenden
Musen u. a. m., nähert sich BrI-antegna. hier der vollendetsten
Anmuth; alle Härte und Befangenheit ist überwunden durch
eine freie Begeisterung für die Schönheit. Dem eben-
genannten Siegesbilde zunächst dürfte eine Pietät (Christus-
leichnam zwischen zwei Engeln) stehen, welche sich im
Berliner Museum befindet. Kopf und Gesicht des Erlösers
sind hier von den schönsten und erhabensten Formen; die
Köpfe der Engel, besonders der eine, über den ein zartes
Helldunkel gebreitet ist, voll des innigsten, seelenvollsten
Ausdruckes.
8. Eins der wichtigsten in Italien vorkommenden Staffelei-
gemälde Mantegnafs ist die Tafel über dem Hauptaltar der
Kirche des heil. Zeno zu Verona: eine Madonna aufedem
Throne mit Engeln, auf den Seitentafeln vier stehende männ-
liche Heilige. Eine reiche Architektur mit Reliefsculpturen,
vorn mit ltruchtgehängen geschmückt, umgiebt das Ganze.
Die Madonna, die das Kind auf dem Schoosse stehend hält,
ist schlicht, würdig und von zarter Anmuth; unter den Hei-
ligen findet man ebenfalls einige sehr schöne Köpfe und
einen eigenthümlich grandiosen Faltenwurf. Eine untere
Reihe von Tafeln, welche seit dem Raub des Bildes durch
die Franzosen verloren gegangen, enthielt den Oelberg, die
9. Kreuzigung und die Auferstehung. Ebenfalls tl-emich ist
eine Grablegung Christi, in der Gemäldesammlung des
10. Vaticans zu Rom. Ein Jugendwerk vom Jahre 1454, die
heil. Euphemia mit den Löwen, in den Studj zu Neapel, ist
in ihrer grandiosen weltlichen Schönheit einer der vortreff-
lichsten Typen, welche Mantegna geschaffen hat. Einige
kleinere Bilder, Welche mit ungerneiner Sauberkeit ausgeführt
sind und ein eigenthümlich feines Studium zeigen, finden
sich in der Galerie der Ufiizien zu Florenz; das bedeutendste