Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

508 
Buch 
Norden. 
XVI. 
Jahrhundert. 
A. Dürer. 
drängen sich nach; auf der andern Seite hoch oben am Fel- 
sen, in weiter Ferne, sieht man einen zerstreuten Haufen von 
schon Fliehenden in einem Hohlwege umwenden. Die Ent- 
scheidung und der Brennpunkt des Ganzen tritt aus der Mitte 
weit glänzend hervor. Alexander und Darius, beide in ganz 
goldner Rüstung strahlend; Alexander auf dem Bucephalus 
mit eingelegter Lanze allen den Seinigen weit zuvoreilend, 
und auf den fliehenden Darius eindringend, dessen Wagen- 
führer schon auf die weissen Rosse gefallen ist, und der sich 
mit der Betrübniss eines besiegten Königs nach seinem Sie- 
ger umschautm"). In Bezug auf das Landschaftliche dieses 
im Jahre 1529 gemalten Bildes bemerke ich noch, dass das- 
selbe vollkommen den Werken gleichzeitiger Niederländer 
(des Patenier und Andrer) zur Seite steht, oder vielmehr 
diese noch an Wahrheit und Grossartigkeit übertrifft. Vor- 
trefflich ist in dieser Beziehung namentlich ein Felsenberg 
in der Mitte des Bildes, mit schönen Waldabhängen; daran 
ein Schloss und ein Weg der emporführt; am Fuss des Ber- 
ges eine Ruine, die seitwärts von derSonne beleuchtet wird. 
Diese Ruine ist mit einem so feinen Gefühle für die Er- 
scheinungen der Natur gemalt, dass allein schon ein Talent 
solcher Art den Künstler zu den meisterhaftesten Leistungen 
befähigt haben würde.  Uebrigens ist das Bild ein sprechen- 
der Beleg für die damals noch neue Begeisterung für das 
Alterthum,   
Gleichfalls von ausgezeichnetem [Werthe ist ein zweites 
Gemälde Altd0rfer's, ehemals in der Schleissheimer Galerie. 
Dasselbe ist auf beiden Seiten bemalt. Die Vorderseite stellt 
die Madonna mit dem Kinde dar. Maria ist eine anmuth- 
volle Figur mit edlen Linien der Gewandung und mit 
liebenswürdigem Ausdrucke des Gesichtes. "Das Kind steht 
segnend auf ihrem Schoosse, im dünnen, durchsichtigen Hemd- 
chen, und hält den Rosenkranz in der liland. Umher ist 
ein grosser Chor lustig musicirender Engel, der sich in den 
i) Fiorillo: Geschichte der zeichuenden Künste in Deutschland, 
S. 407 f. (Wenn ich nicht irre, nach F. SchlegePs Bericht.)
	        
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