Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

242. 
Nachfolger 
N  Glockendon, 
Altdorfer. 
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ner Pinakothek. „Es stellt den Sieg Alexanders des Grossen 
über den Darius dar; das Costüm im Charakter der Gegen- 
wart, ritterlich, wie in den Gedichten des Mittelalters; Mann 
und Ross in Panzer und Eisen, vergoldete oder gestickte 
Wappenröcke, die Stacheln an der Stirn der Bosse, die 
blinkenden Lanzen und Bügel, die Mannichfaltigkeit. der Waf- 
fen, dies alles bildet eine unbeschreibliche Pracht und Fülle. 
Nirgends ist Blut und Ekel, oder hin und wieder geworfene 
Glieder und Verzerrungen; nur im äussersten Vorgrunde, 
wenn man ihn sehr genau betrachtet, erblickt man unter den 
Füssen der von beiden Seiten grade auf einander einrennen- 
den Ritterschaaren, und den Hufen ihrer Streitrosse, mehrere 
Reihen von Leichen dicht zusammenliegen, wie in einem Ge- 
webe; gleichsam der Grundteppich zu dieser Welt von Krieg 
und Waden, von glänzendem Eisen und noch hellerem Ruhm 
und Ritterthum. Eine kleine Welt ist es in der That, auf 
wenigen Quadratfussen; unzählig und unermesslich sind die 
Heerschaaren, welche von allen Seiten gegen einander strö- 
men, und auch die Aussicht im Hintergrunde führt ins ganz 
Ünermessliche Es ist das WVeltmeer, hohe Felsenreihen, eine 
Klippeninsel dazwischen, ferne Kriegsschiffe und ganze Schaa- 
ren von Schiffen; links dann der untergehende Mond, rechts 
die aufgehende Sonne, beide durch Wolkenhöhlen hindurch- 
leuchtend; ein ebenso deutliches als grosses Sinnbild der 
dargestellten Geschichte. Die Kriegsschaaren sind übrigens 
in Reih und Glied geordnet, ganz ohne alle die wunderbaren 
Stellungen und Gegensätze und Verzerrungen, welche man 
sonst in den sogenannten Sehlachtstücken findet; wie wäre 
dies auch möglich bei demlunermesslichen Reichthum von 
Figuren? Es ist das Grade, Strenge oder wenn man will, 
Steife des altenStyls. Charakter und Ausführung dagegen 
ist in diesen kleinen Figuren höchst meisterhaft und gründ- 
lißh. Und Welche Mannichfaltigkeit, welcher Ausdruck, nicht 
blOSS im Charakter der einzelnen Krieger, Ritter, sondern in 
den ganzen Schaaren selbst; hier ergiesst sich eine Reihe von 
schwarzen Bogenschützen mit der Wuth eines schwellenden 
Stromes vom Berge herab und immer andre und noch andre
	        
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