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Mantegna.
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des heil. Jacobus, und rechts, im Leben des heil. Christoph,
das letzte Bild mit dessen Martyriuni her. Hier ist Alles
lebensvolle Wirklichkeit geworden; die Intentionen sind nicht
mehr symbolisch angedeutet, sondern vollkommen durch-
geführt; den Fornien ist ihre ganze Erscheinung in Farbe,
Verkürzung, Helldunkel, Perspektive abgewonnen; auch sind
den einzelnen Gestalten, um sie dem Leben möglichst nahe
zu bringen, die Züge von Zeitgenossen gegeben. Man fühlt
alle Pietät für den Maler, wenn man z. B. beobachtet, mit
welcher Energie er nach der Entdeckung des angemessenen
Augenpunktes gerungen, wie er in den verschiedenen Bildern
verschiedene perspektivische Verkürzungsweisen versucht hat,
bis es ihm endlich gelang, die jetzt allgemein gültige aufzu-
finden. Und bei all diesem Streben nach unmittelbarer Wirk-
lichkeit hat sich Mantegna doch alles Gemeine und Niedrige
fern gehalten und das menschlich Bedeutende hervorgehoben.
Endlich kann man hier eine Technik bewundern, welche über
die aller bisherigen Wandmalereien hinausgeht; es ist die
Vollendung eines fleissig ausgeführten Oelbildes, Welche aller-
dings für Wandmalereien nicht passen mag und sich hier
vielleicht durch die sehr weit gediehene Zerstörung geräeht
hat, zugleich aber auch die zwingende Willenskraft des
Künstlers beweist. Wie weit der Auftrag wirklich Fresco
ist, lässt sich kaum mehr ausmitteln.
Das bedeutendste Staiieleibild Mantegnrüs ist ein grosses 5_
Altargemälde, welches eine Madonna, von mehreren Heiligen
umgeben darstellt, Francesco Gonzaga und seine Gemahlin
kniend zu ihren Füssenf). Es wurde als W eihbild für einen
Sieg, den der genannte Gonzaga über Carl VIII. von F rank-
reich erfochten, im Jahre 1495 gemalt und führt desshalb bei
den Italienern den Namen des Siegesbildes; es zeichnet sich
durch phantastisch poetischen Geist, trefflichste Ausführung
und, was in den Arbeiten des Mantegna sonst nicht häufig
gefunden wird, durch eine eigenthümlich weiche Behandlung
L
ß) Propyläen, herausgb. von Goethe, III., St. II.
Waagen, Kunstw. u. Künstler in Paris, S. 415 u. f.
Vergl.