Schüler
und
Nachfolger :
Kulmbach.
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ä. 241. Dürefs Einwirkung auf die deutsche Kunst
war unermesslich. Man kann wohl behaupten, dass nur
wenige seiner nordischen Zeitgenossen von seiner Compo-
sitionsweise, wie sie durch Holzschnitte und Kupferstiche
verbreitet worden, völlig unberührt geblieben seien. Die
Mehrzahl der nunmehr anzuführenden Künstler haben viel-
leicht nie oder nur kurze Zeit in seiner Werkstatt gearbeitet
und sich seinen Styl mehr aus seinen Werken als aus seinem
Unterricht angeeignet.
Diese Schüler und Nachfolger fassten nun irn All-
gemeinen, wie diese Erscheinung sich lnannichfach auch in
andren Schulen wiederholt, mehr die äusseren Manieren
seiner Darstellungsweise, vornehmlich die eigenthümliehen
Motive seiner Zeichnung, auf, ohne von dem tiefen Geiste
des Meisters sonderlich häufig ergriffen zu werden.- Doch
hat eben jene phantastische Richtung auch unter ihnen ein-
zelne wundersame Blüthen getrieben. Die meisten dieser
Künstler sind, wie Dürer selbst, gleichzeitig als Maler und
Kupferstecher bekannt, sowie auch viele ihrer Zeichnungen
im Holzschnitt vorhanden sind.
Einer der anziehendsten Schüler ist Hans von Kulm-
bach (eigentlich Hans Wagner), der aus der Schule des
Jacob Walch zu Dürer gekommen war. Auch in ihm lebt
ein eigenthümlich phantastisches Element, das sich besonders
im Ausdruck der Köpfe zeigt, aber zumeist edel und gross-
artig und mit einem eigenen Sinn für Schönheit und Anmuth
verbunden erscheint. Sonst hat er freilich in der Technik
viel Handwerksmässiges; Stoffbezeichnung z. B. fehlt ins-
gemein. Unter seinen zahlreichen, zu Nürnberg vorhandenen
Gemälden sind vornehmlich zwei Tafeln in der Moritzkapelle
zu bemerken, zwei Seitenstiicke mit heiligen Figuren, V011
denen besonders das eine eigenthümlich grandios ist. In der
Sebalduskirche zu Nürnberg befindet sich ein merkwürdiges
grosses Gemälde, welches H. voniKulmbach im Jahre 1513
nach einer Zeichnung Dürefs ausgeführt hat. Es besteht aus