500
Buch
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Dürer.
240.
Meistern, welche die Geschichte der Kunst kennt, ebenbürtig
zur Seite
Im Jahre 1528 starb Albrecht Dürer. Mir ist kein
Werk von vorzüglicher Bedeutung bekannt, welches er
nach dem eben besprochenen ausgeführt hätte. Sein im
15- Holzschnitt vorhandenes Portrait v0n1 Jahre 1527 zeigt ihn
streng und ernst, wie sein Alter und die inhaltsohwere Zeit
es mit sich bringen mussten, abgethan von dem heiteren
Tand seiner Lockenfülle, der ihm früher, wie sich aus sei-
nen Bildern und manchen aufbehaltenen Scherzen ergiebt,
so viel werth gewesen war. Mit derjenigen Höhe aber,
wozu er in seinem letzten Meisterbilde die deutsche Kunst
emporgeführt hatte, war es auf lange Zeit vorbei
f; Unter den Handzeichnungen der Sammlung des Erzherzogs
Carl von Oestreieh befindet sich ein Gewandstudium zu der Figur des
Paulus, welches bereits mit dem Jahre 1523 bezeichnet ist. Schon
dies, und ebenso drei andre gr0ssartig' gewandete Gestalten von dem-
selben Jahre (ebenfalls in der genannten Sammlung), ist merkwürdig
schön gearbeitet. Man sieht also, dass Dürer schon unmittelbar nach
der niederländischen Reise bestrebt war, seine capriciöse Manier im
Faltenwurfe zu verlassen und sich einer grossartigeren, edleren, mehr
auf die Erscheinung der Natur begründeten Durchführung zu befleissi-
gen. Studien zu den Köpfen. des Johannes und Marcus, vom
Jahre 1526, und zu der Figur des Johannes waren vor einiger Zeit
im Besitz des Kunsthändlers Woodburn zu London. Vgl. Waagen,
England I, S 445.
Hi, Es dürfte auffallen, dass ich manch ein Gemälde, welches in
den angeführten Galerien Dürer's Namen trägt. in der obigen Ueber-
sieht nicht genannt habe. Doch ist nicht allen Bildertaufen zu trauen.
Die grosse Kreuztragung der Münchner Galerie z B (N0. 17) lässt
weder in der "fechnik, noch im Ausdrucke Dürer's Hand erkennen,
es ist ein iiaues Bild, und nur zwei oder drei Gewandfalten erinnern
an Diirer's Grossartigkeit. Nach neuen Vermuthungen Wäre es von
einem Nachahmer Dürei-"s, Johann Fischer. Was in italienischen
Galerieen Dürefs Namen führt, hat im Allgemeinen die Präsumtion
gegen sich. Ein echtes Werk ist wohl das Bildniss Pirkheimers in
seinen jüngern Jahren, Welches in der Galerie Borghese zu Rom dem
Holbein zugeschrieben wird, wenn wir uns recht erinnern. Wie es
sich mit einer Passion in neun Abtheilungen verhält" welche sich in
S. Gervais zu Paris beünden soll, Wissen wir nicht. Ueber die drei
Bilder im Besitz des Hrn Direetors- Böhm zu Wien vgl. Kunstbl 1845,
N0. 34. Es sind zwei weibl. Bildnisse vom Jahre 1497 und ein kleiner
Crueifixus vom Jahre 1508.