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Buch IV.
Norden.
XVI.
Jahrhundert.
Dürer.
heil. Dreifaltigkeit, im Privatbesitz zu Augsburg, an dem die,
grosse und edle Behandlung und die trefHiche Ausführung
gerühmt wirdf).
8- Unter den Gemälden der Bettendorfschen Sammlung
zu Aachen führt Heller") eine Darstellung des Abschiedes
Christi von der Mutter, ein sehr ligurenreiches Gemälde
mit der etwas undeutlichen Jahrzahl 1525 auf. „Dürer scheint
(so sagt er) zu diesem herrlichen Gemälde zum Theil eine
Zeichnung von Rafael benutzt zu haben, Welche später von
Marc Anton gestochen wurde." Wenn das Bild, das ich
nicht aus eigner Anschauung kenne, acht ist, so giebt das-
selbe ebenfalls einen Beweis, dass Dürer in späterer Zeit
9. eine andere Bahn einzuschlagen strebte. Die Jahrzahl
1526 findet sich auf einem Brustbilde der Madonna mit dem
Kinde in den Uffizien zu Florenz. Das Kind hält ein
Blümchen, die Madonna, von herb jungfräulichem, fast ver-
driesslichem Ausdruck, hat eine Birne in der Hand. Das
Ganze ist sehr vorzüglich modellirt und gemalt.
In den zwanziger Jahren fertigte Dürer jene merkwür-
mdigen, in Kupfer gestochenen Portraits berühmter Zeitge-
i nossen, des Kardinals Albert von Brandenburg, des Kur-
fürsten Friedrich des Weisen, des Pirckheimer, des Melanch-
thon, des Erasmus von Rotterdam u. a., welche sich durch
geistvollste Auffassung des Lebens eben so sehr wie durch
bewunderungswürdig feine Ausführung auszeichnen. Es war
damals bereits die Zeit religiöser Wirren hereingebrochen
und vornehmlich Nürnberg arg davon heimgesucht, so dass
von aussen her wohl das Verlangen nach religiösen Kunst-
werken geringer werden mochte; ebenso jedoch auch mochte
jetzt dem eignen Gemüthe des Künstlers, welcher der neuen
Lehre mit tiefster Hingebung zugethan war, das Gebiet des
Lebens ansprechender zur bildlichen Darstellung erscheinen,
als mancher der früher bearbeiteten Gegenstände. Jeden-
falls verdanken wir diesen Umständen eine Reihe der treff-
140.