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Dürelfs
Werke v.
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Im Jahre 1522 gab Dürer die Reihe der Holzschnitte
heraus, welche den Triumphwagen des Kaisers Maximilian
bilden. Es ist eine ziemlich nüchterne Allegorie; die reichen
Ornamente des Wagens sind bereits ungemein barock und
selbst unschön. Dagegen zeigen sich hier in den allego-
rischen weiblichen Gestalten, trotz der etwas schweren Ver-
hältnisse und des hässlich geknitterten Faltenwurfs (der in-
dess auch wohl zum Theil dem Holzschneider zur Last zu
legen sein dürfte), ausserordentlich schöne Motive, welche
von RafaePs naiver Grazie erfunden zu sein scheinen. Dieser
Umstand dürfte für Dürer's veränderte Sinnesrichtung in
seiner späteren Zeit ebenfalls nicht ausser Acht zu
lassen sein.
Vom" Jahre 1523 sind die beiden Gemälde .mit den
Brustbildern der Heiligen Joseph und Joachim, Simon und
Lazarus in der Münchner Pinakothek. Sie bildeten die
Innenseiten der Flügel eines Altarwerkes, welches sich früher
in der Kapelle des Hauses Jabach zu Köln befunden haben
-soll. Sie sind in schönen Farben gemalt und von würdigem
Ausdrucke, weichen jedoch im Wesentlichen nicht von Dü- .
reris früheren _Werken ab. "Die Aussenseiten glaubt man in
zwei Bildern zu erkennen, deren eines, im StädePschen In- 4.
stitut zu Frankfurt a. M., den büssenden Hiob darstellt,
welchem seine Frau ein Gefäss über den Kopf ausgiesst;
das andere, im Museum zu Köln, enthält zwei Spielleute. 5.
Beide sind von leichter, geistreicher Behandlung und unzwei-
felhaft von Dürer's Hand. Dagegen ist ein anderes Werk 6.
in Köln, das Altarblatt der Kapelle Cervo in S. Uarien im
Kapitol, trotz des Monogramms (und der Jahrzahl 1521) ent-
schieden unecht und als Werk eines gleichzeitigen Nach-
ahmers oder Schülers zu betrachten. Die Tafel ist auf bei-
den Seiten bemalt; vorn sieht man den Tod der Maria,
hinten die Trennung der Apostel. Composition, Charak-
teristik und Einzelnes in der Behandlung ist entschieden
Dürerisßh, aber von einer schweren, rohen Hand in dicken
Farben, ohne die zierliche Transparenz des Meisters vorge-
tragen. Aus dem J. 1523 ist auch das Gemälde einer 7.