Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
XVI. Jahrhundert. 
Dürer. 
14, Ganz derbGegensatz des ebengenannten Blattes ist der 
gleichzeitige Kupferstieh, welcher den heil. Hieronymus in 
seiner Studierstube darstellt. Hier sehen wir ebenfalls eine 
. menschliche Gestalt, die in tiefe Gedanken versunken ist, 
und ein Zimmer voll des mannigfachsten Apparates; auch 
hier ist das Ganze mit sinnigster Phantasie angeordnet, zu- 
gleich aber ist darüber eine Heiterkeit und Anmuth ausge- 
gossen, welche alle Träume, alle wesenlosen Gestalten der 
Einbildungskraft fern hält, und uns das wirkliche Leben 
einfacher Häuslichkeit in seiner liebenswürdigsten Gestalt 
zeigt. Gerhard Dow, der gemüthvollste unter den hollän- 
dischen Genremalern, hat nichts so Anziehendes und Inniges 
geschaffen, wie dies Blatt, welches auch in den geringfügig- 
st.en Nebendingen den Stempel eines edlen, liebevollen 
Geistes trägt. 
15_ Von 1514 ab, bis in die zwanziger Jahre, erschienen 
verschiedene Tiupferstiche von Madonnen und Aposteln, 
welche im Einzelnen wiederum Beispiele einer würdigen und 
edlen Gesammtaildassung enthalten. 
16. Mit der J ahrzahl 1515 ist Dürefs grösstes Holzschnitt- 
werk bezeichnet; die Ehren-Pforte des Kaisers Maximilian, 
ein seltsam weitschichtiges Werk mit einer unendlichen 
Fülle historischer Darstellungen, Portraitfiguren und bunten" 
Ornamentes. An eine eigentliche, kunstgemässe Totalwir- 
kung, ist bei demselben freilich nicht zu denken, und um 
so weniger, als auch die Architektur, die das Ganze zusam- 
menhält und in gewisse Haupttheile sondert, durch die bild- 
liehen Darstellungen ungemein beschränkt worden ist; gleich- 
wohl fehlt es dem Ganzen nicht an einem zweckmässigen 
Verhältniss. Die Architektur ist in barock phantastischen 
Formen gehalten, dieselben sind jedoch in einer eigenthüm- 
lieh geistreichen Weise zusammengesetzt; vornehmlich gilt 
(lies von den Haupt-Säulenpaaren, deren merkwürdige Com- 
position vmit vollkommener Consequenz darauf berechnet ist, 
dass sie nicht dem Druck eines durchlaufenden Gebälkes 
zu begegnen haben, SOIIdCPII im Wesentlichen nur isolirte 
Mauernischen mit Statuen tragen. Die Ornamente sind im
	        
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