Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
XVI. 
Jahrhundert. 
Dürer. 
9-2351 
Gestalten der Dreieinigkeit sind würdig und nicht unschön. 
Sonst fehlt jedoch auch in diesem Bilde fast überall die 
höhere Auffassung und nur wenig Köpfe der andren Figuren, 
wie z. B. der des David, sind schön zu nennen. Der Mehr- 
zahl nach zeigt sich hier wiederum eine phantastische und 
bis an die Caricatur gränzende Auffassung des gemeinen 
Lebens, selbst in den Gestalten der Heiligen. Man sieht es 
deutlich, dass das Streben Dürer's, wo er mit Bewusstsein 
und Absicht in die Durchführung des Einzelnen einging, zu 
dieser Zeit nicht dahin gerichtet war, die irdische Form des 
Menschen von ihren Mängeln" und Zufälligkeiten zu reinigen, 
sondern dass er vielmehr der Individualität in ihrer Befangen- 
heit einen gültigen Werth zuerkannte; dass er sie nur durch 
ein Wunder (denn was ist sein fphantasmagorisches Farben- 
spiel und dgl. anders?) zu erheben vermochte, statt ihr durch 
innere Bedeutsamkeit der Form eine höhere Weihe zu geben. 
 Uebrigens ist es mit Gewissheit anzunehmen, dass er selbst 
auf diejenigen Bilder, auf denen er sein eignes Portrait an- 
gebracht, einen vorzüglichen Werth legte.  
Aus dem folgenden Jahre (1512) besitzt dic Galerie des 
Belvedere ebenfalls ein Gemälde: Maria, das nackte Kind 
haltend. Maria trägt einen Schleier über dem Haupte und 
ein blaues Gewand. Auch hier zwar ist ihr Gesicht in den 
gewöhnlichen Formen Dürefs, aber zugleich von zart 
jungfräulichem Charakter; das Kind ist schön, besonders 
das Gesicht ausgezeichnet. Das Bild ist ausserorclentlich 
saulger gemalt, leider mit graulichen Schattentönen im 
Nackten.  
Hier mag die Betrachtung einer Reihe von Dürefschen 
Gemälden eingeschaltet werden , über deren Zeit keine 
sicheren Daten vorhanden sind und die, der Mehrzahl nach, 
er mittlern Periode des Künstlers angehören dürften.  
3. Maria, Anna und das schlafende Kind, ehemals in der 
- Schleissheimer Galerie, hing ungünstig; die Auflassung ohne 
 sonderliehe Tiefe, die Ausführung, wie es schien, tüchtig. 
4- Mater dolorosa, in der Münchner Pinakothek. Stehend, 
mit gefaltenen Händen; schön, einfach und würdig.
	        
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