140. 141.
Giacomo
Bellini.
Andrea
Mantegna.
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Formenauffassting als auf einer bestimmten Weise des Aus-
drugkes und der Färbung beruhte. Es genügt übrigens zu
wissen, dass Giacomo dieses letztere Schulverhältniss mit
Gentile zu seinem höchsten Ruhme rechnete.
g. 141. Der bedeutendste unter den Schülern des Squar- 1.
cione war Andrea Mantegna (1430-1506), ein Künstler,
dessen Einfluss mittelbar oder unmittelbar fast alle italieni-
schen Schulen Wenigstens berührt hat. In ihm war der
Realismus zum Streben nach optischer Illusion geworden,
aber die ihm innewohnende poetische Schöpfergabe und die
antiken Vorbilder hielten ihn von den Ausartungen eines sol-
chen Strebens in den meisten Fällen zurück. Von einem
Künstler, welcher z. B. in einem für eine hohe Stelle be-
stimmten Altarbilde die entferntern Figuren so zurücktreten
lässt, dass sie nur bis an die Knie sichtbar sind, von einem .
Solchen würde man sonst nur eine Darstellungsgabc für ge-
meine Wirklichkeit erwarten; allein Mantegna malt ganze,
bedeutende Menschen, voller Geist und Charakter, bis-
weilen von einer herben Schönheit, die den eigenthümlichsten
Reiz gewährt. Allerdings bleibt er vielfach hart und por-
trätartig und im Affekt grell, selbst unedel; in einer Grab-
legung Cmisti lässt er z. B. den Johannes laut aufschreien.
Nichtsdestoweniger gewähren seine Werke im Ganzen einen
höchst bedeutenden Eindruck und wer es ihm verargen will,
dass er auf Modellirung, Helldunkel und Perspektive ein zu
grosses Gewicht gelegt, der vergisst, dass eine solche Durch-
gangsstufe durchaus nothwendig war.
Von Geburt ein Paduaner, wurde Mantegna nachmals an 2.
den Hof des Lodovico Gonzaga nach Mantua berufen, wo
der Hauptsitz seiner Thätigkeit war. Was er für diesen Ort
gearbeitet hat, ist jedoch grösstentheils vernichtet oder in
fremde Museen entführt; erhalten ist hier vornehmlich nur
noch Einiges von den Malereien, die er in dem Castello di
Corte ausgeführt hat. In einem Saale dieses Schlosses, wel-
cher gegenwärtig den Namen der Stanza di Mantegna führt
und ursprünglich ganz mit Wandmalereien bedeckt war, er-
kennt man .n0ch einige dieser Darstellungen, welche Begeben-