Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch! IV, 
Norden. 
XVI. 
Jahrhund ert. 
Dürer. 
238. 
freudenreiche Zukunft, in den Armen halten; Joachim, ein 
milder hoher Greis, Anna, voll der holdseligsten Weiblich- 
keit und Eingebung. Im Hintergrunde der Schaffner und 
andre Diener Joachims, die zur Bewillkommnung des Herrn 
herbei gekommen sind, im Gespräch über den Vorfall.  
Die Geburt der Maria, eine Darstellung voll anziehendster 
Naivetät. Eine Nürnberger Wochenstube mit zahlreicher 
Versammlung von Frauen und Mägden, die einen interes- 
santen Vergleich mit Ghirlandajds und Andrer Darstellung 
desselben Gegenstandes im Horentinischen Leben abgiebt. 
 Die Beschneidung. Die Composition dieses Gegenstandes, 
die häufig so unangenehm wird und sich selbst bei bedeuten- 
den Meistern der Abgeschmacktheit annähert, ist hier zur 
gemüthvollsten Darstellung einer eigenthümlich durchgebil- 
deten nationalen Sitte geworden. S0 figurenreich das Bild 
ist, so ist doch nichts überflüssig; ein Jeder ist auf besondere 
und nothwendigc Weise bei der Handlung interessirt und 
das Ganze ordnet sich ohne Zwang in mehrere einfach ver- 
ständliche Gruppen.  Die Flucht nach Aegypten. Hier ist, 
im! Gegensatz gegen die ebengenannte Composition, der 
Raum mit wenigen Figuren in geschickter Weise gefüllt; 
die Anmuth eines dichtverwachsenen, früchtereichen Waldes, 
durch welchen die heilige Familie hinzieht, erhöht auf eigen- 
thümliche Weise den Liebreiz des anziehenden Gegenstandes. 
 Der Aufenthalt der heil. Familie in Aegypten. Ein 
Hofraum, die Wohnung in die Ruinen eines alterthümlichen 
Pallastes hineingebaut. Maria mit der Spindel an der Wiege 
sitzend, schöne anbetende Engel zu ihren Seiten; Joseph mit 
Zimmerwerk beschäftigt, und eine Menge kleiner Kinderengel, 
die ihm in lustigem Spiele bei der Arbeit helfen. Ein Bild 
anmuthigster Ruhe und ungetrübter Heiterkeit.  Der Tod 
der Maria. Vollendet schöne Anordnung und einfache Son- 
derung der Hauptgruppen, edle F0rm8n, die Andeutung i11- 
nigsten Gefühles bei der feierlichen Ausübung geheiligter 
Gebräuche geben auch dieser Ccmposition eine der höchsten 
Stellen unter Dürerls sämmtlichen Arbeiten. Sie ist mehr- 
fach von Nachfolgern des Meisters in Farben ausgeführt
	        
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