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Buch III.
Italien.
XV. Jahrhundert.
Padua.
140.
Gewandung, aber in der Modellirung mit grösster Sicherheit
3. durchgeführt. Aehnlich ein Bild in der Sammlung des R-aths-
palastes zu Verona, den Kaiser Augustus und die tiburtinische
Sibylle darstellend, welches Wenigstens ein ungemein sorg-
liches Studium zeigt.
4- Da jedoch das künstlerische Verdienst des Squarcione
aus den wenigen sichern Bildern, die von ihm erhalten sind,
und indem namentlich sein Einfluss. auf Mantegna durch-
aus nicht genügend gewürdigt werden kann, sind die Werke
eines Mitstrebcnden (wohl mehr Gehülfen als Schülers) um
so Wichtiger. Diess ist Giacomo Bellini von Venedig.
Von sichern Gemälden dieses Künstlers ist zwar auch nur
sehr Wenig erhalten, dagegen ist ein grosser Band mit
99 Zeichnungen von seiner Hand auf unsere Zeit gekom-
menf). Sie befinden sich gegenwärtig im Besitz des Herrn
Mantovani zu Venedig und sind zu Anfang des Bandes mit
der sichern Namensinschrift und der J ahrzahl 1430 (wohl den
Beginn der Zeichnungen andeutend) versehen. Dem Inhalte
nach sind es theils heilige Gegenstände, theils Studien nach
Antiken, theils Architektonisches, theils Costüme. In ihnen
sieht man die eigenthümliche und grossartige Tendenz der
Paduaner Schule vollständig und auf höchst umfassende Weise
ausgesprochen; sie bilden die bedeutendste Vorstufe des Man-
tegna, der vielleicht direkt nach ihnen studirt haben mag.
5. Als echte Bilder des Giacomo sind eine (leider übermalte)
Darstellung des Gekreuzigten in der Sakristei des bischöf-
6. liehen Palastes in Verona, und eine Madonna im Kunst-
institut des Grafen Tadini zu Lovere (unweit Bergamo) zu
nennen, welches letztere Bild in der Behandlungsweise sehr
an Gentile da Fabriano erinnert, dessen Schüler Giacomo
ebenfalls gewesen ist. In den Handzeichnungen konnte der
Einfiuss Gentileis Wenig oder gar nicht hervortreten, weil
seine Eigenthümlichkeit viel Weniger auf einer besondern
a) Vergl. den schon erwähnten Aufsatz hierüber, von Gefye,
Kunstb]. 1840, N0. 23 bis 35, und Passavant s Nachtrag hlezu,
ebenda N0. 53.