Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Frühste 
Portraits. 
Apooalypsg, 
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licher Zipfelmütze und mit braunem Mantel über der linken 
Schulter; sein Haar fällt in sorgfältig gedrehten Ringellocken 
herab. Die Malerei hat hier, bei ziemlicher Schärfe der 
Zeichnung, noch etwas eigen Breites und Weichliches, beson- 
ders in den Lichtern (wie es in späterer Zeit kaum wieder 
vorkömmt), die Schatten der Carnation sind licht bronzeartig 
gehalten. Der Ausdruck des Gesichtes ist ehrlich und schlicht, 
doch nicht ohne ein gewisses naives Wohlgefallen an der 
eignen, allerdings herrlichen Persönlichkeit (das sich auch in 
den Briefen, die er 8 Jahre später an Pirckheimer schrieb, 
ziemlich unverholen ausspricht). 
In demselben Jahre (1498) erschienen Dürer's Holz- 5. 
schnitte zur OHienharung Johannis, in denen wir vielleicht 
zugleich (wie es wenigstens bei anderen ähnlichen Werken 
der Fall ist) Beispiele seiner Thätigkeit aus den nächst voran- 
gegangenen Jahren sehen dürfen. In diesen Compositionen 
zeigt sich der Künstler bereits in hoher und eigenthümlicher 
Vollendung, und gerade hier ist es jenes phantastische Ele- 
ment, welches, dem Gegenstande zufolge, die Grundlage des 
Ganzen bildet. Mit der eigenthümlichsten Poesie sind jene 
mystischen Aufgaben erfasst; in lebendiger körperlicher Ge- 
stalt tritt uns hier das Wunderbare und Ungeheuerliche ent- 
gegen. Es ist im Einzelnen eine Kraft der Darstellung und 
eine Grossartigkeit der Conception darin, die um so mehr 
überraschen, als die formlosen und überschwenglichen An- 
schauungen der Schrift den Künstler so leicht, wie es bei 
anderen Bearbeitern dieses Gegenstandes in der That häufig I 
genug geschehen ist, hätten auf Abwege führen können. Wie 
gewaltig ist jenes zweite Blatt, Iwo der Alte mit den feuer- 
flammenden Augen, der die sieben Sterne in der Rechten 
und ein zweischneidiges Schwert am Munde trägt, zwischen 
den sieben wundersamen Leuchtern thront, und Johannes an- 
betend vor ihm knietl Wie mächtig sausen, auf dem vierten 
Blatt, jene vier Reiter mit Bogen, Schwert, Waage und den 
Waffen des Todes auf die Erde herab! Wie schmettern jene 
vier Engel des Euphrat, auf dem achten Blatt, mit ihren 
Schwertern die Mächtigen nnd Stolzen der Erde zu Boden,
	        
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