Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

g 236. 
Neue 
Gegenstände 
und 
Darstellungsweisen. 
467 
Von grösster Bedeutung ist es nun, zumal in Bezug auf 
diese phantastische Auffassungsweise,_ dass mit dem XVI. 
Jahrhundert die Malerei in ihre verschiedenen Gattungen 
auseinander ging. Nicht nur nimmt die profane Geschichts- 
malerei sainmt den Mythen des Alterthums fast plötzlich eine 
sehr bedeutende Stelle neben der religiösen ein; auch das 
Genrebild und die Landschaft trennen sich entschieden ab 
und bald folgt auch das Stillleben. Die Elemente dieser 
Trennung waren schon in dem grossen Johann van Eyck 
zu erkennen; schon bei ihm waren die einzelnen Theile der 
malerischen Darstellung reichlich ausgebildet genug, um als 
abgesonderte Gattungen auftreten zu können; dass es noch 
nicht geschah, lag an dem übermächtigen kirchlichen Gegen- 
druck der Zeit. Dieser hatte jetzt aufgehört, die Kunst 
war frei der Subjectivität des Malers und des Bestellers hin- 
gegeben. 
Diese Befreiung der Subjectivität driickt sich übrigens 
wie gesagt schon innerhalb der Historienmalerei auf das 
Deutlichste aus. Die Darstellungen aus der Mythe und Ge- 
schichte des Alterthums, wofür der Humanismus jener Zeit 
eine grosse Begeisterung erweckt hatte, nehmen auf einmal 
überhand, und zwar nicht so sehr in Staffeleibildern, wie in 
den Fresken der Rathhiiuser, ja selbst an den lilacaden 
ansehnlicher Bürgerwohnungen. Gleichzeitig hatte man auch 
in allem Decorativen die italienische Renaissance angenom- 
men, wahrscheinlich nach Kupferstichen und Holzschnitten 
z. B. Mantegnas, "wenigstens erinnert die Verzierung der 
dargestellten Baulichkeiten mit steinfarbigen Reliefs antiken 
Inhaltes, mit Fruchtschnüren u. dgl. direct an paduanische 
Weise. Selbst einzelnes liligürliche, wie z; B. die nackten 
Engelkinder in Gestalt von Genien, welche jetzt oft die Stelle 
der erwachsenen und bekleideten Engel einnehmen, erklärt 
sich. am nächsten durch diesen Einfluss. Bei weitem das 
Grösste und Wichtigste bleibt jedoch die selbständige, ein- 
heimische Entwickelung, dieses neue tiefe Eindringen in die 
Wirklichkeit der Dinge sowohl als in den höhern geistigen 
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