Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch 
Norden. 
XVI, 
Jahrhundert 
Gefühl, eine einseitige Berechtigung, er entfesselte den Geist 
des Menschen und regte den Einzelnen zu selbständiger 
Forschung, zur Begründung und Verallgemeinerung seiner 
subjectiven Ansichten auf Das musste denn im Einzelnen 
mannigfaeh seltsame Erfolge bewirken, wie dergleichen in 
der That weder in den politischen Verhältnissen, noch in 
andren Beziehungen des Lebens ausblieben und wie sie 
ebenso in der Kunst sich zeigten. Wenn der Gedanke in 
der Production des Kunstwerkes einseitig verwaltet, so wird 
die Form leicht zur Hieroglyphe, zum Symbol; so ist schon 
ein mehr untergeordneter Grad der Vollendung der Form 
zur Bezeichnung des Gedankens hinreichend; so ist der Phan- 
tasie, welche die Vermittlerin zwischen dem Gedanken und 
der Form ausmacht, ebenfalls wiederum ein freierer Spiel- 
raum, eine "grössere Willkür gestattet. Und ganz natürlich 
ist es, dass unter solchen Umständen die Phantasie aufs Neue 
jenen alten Weg, den sie überdiess nie ganz aufgegeben, ein- 
schlug, dass die alten märchenhaften Träume wieder aufwach- 
ten und den erhabenen Schritt der Schönheit gleich necken- 
den Dämonen umwoben und aufhielten. Wie tief Ergreifendes 
und Bedeutungsvolles auch von einzelnen grossen Geistern 
dieser Zeit geschaffen wurde, die höchste Befriedigung und 
Verklärung haben sie fast nirgend erreicht, dasSonnenlicht 
vollendeter Schönheit vermochte den Frost dieser Nebelgebilde 
fast nirgend aufzulösen 
99') Die Weise, wie hier im Text das- Phantastische mit dem Pro- 
testantismus in Verbindung gesetzt ist, dürfte doch manchem Bedenken 
unterliegen. Die folgende Anmerkung scheint das Richtige näher zu 
treifen.  v. Bl. 
, H) Ausser den angegebenen Verhältnissen dürften jedoch auch noch 
manche Nebenumstände, welche auf die künstlerische Entwickelung 
der Zeit eingewirkt, zu berücksichtigen sein. Namentlich jene öffent- 
lichen theatralischen Darstellungen biblischer u. a. Begebenheiten in 
Iden sogenannten Mysterien, Moralitäten, Processionen, sowie diejenigen 
mehr possenhaften und satyrischen Inhalts in den Fastnachtspielexi. 
Vgl. Schildener,_ "bei Gelegenheit eines alten Kirchenbildes", im 
Museum, 1836, N0. 44, S. 351.
	        
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