139. 140.
Squarcione
und
seine
Schhle.
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plastischer Vorbilder in der Regel auf eine übertriebene
Schärfe und Härte der Formenbezeichnung, die sich im Ein-
zelnen selbst der Caricatur annähert; in der Gewandung ver-
leitete jenes angeführte Motiv zu der Angabe einer Menge
kleiner scharfer Querfalten, welche die grossen und freien
Linien derselben aufheben, selbst zuweilen den Eindruck der
Hauptformen beeinträchtigen. Die Ausführung des Ein-
zelnen, namentlich in den Nebendingen, hat bisweilen auch
so viel Aehnlichkeit mit den Werken der iiandrischen Schule,
dass man an einen Einfluss der letztern zu denken versucht
ist. Indess wird man, mit Ausnahme der notorisch von den
van Eyclös abhängigen Neapolitaner, eine solche Verwandt-
schaft doch viel weniger einer direkten Einwirkung als einer
eigenen, parallelen Entwickelung des italienischen Realismus
zuschreiben müssenj
ä. 140. Der Stifter dieser Schule war Francesco 1,
Squarcione (1394-1474). Dieser Künstler hatte bedeu-
tende Reisen in Italien und Griechenland gemacht und dabei,
soviel in seinen Kräften stand, Reste der alten Kunst, Sta-
tuen, Torsen, Reliefs, Vasen u. s. w. gesammelt und Zeich-
nungen nach solchen angefertigt. Mit diesen Dingen eröff-
nete er, nachdem er heimgekehrt war, zu Padua eine Studien-
sammhlng von einem Reichthume, wie sie zu jener Zeit noch
nicht gesehen werden War, und welche sich bald eines zahl-
reichen Besuches von Schülern, die unter solchen Mitteln
eine vorzügliche Ausbildung hoffen durften, erfreute. Diese
Schüler, die aus verschiedenen Gegenden Italiens herzu-
strömten, verbreiteten die Weise der Schule nachmals über
einen grossen Theil des Landes. Ueberhaupt scheint Squar-
cione selbst mehr durch ein vorzügliches Lehrtalent als durch
eignes Kunstverdienst ausgezeichnet gewesen zu sein; die
wenigen von ihm vorhandenen Gemälde sind wenigstens nicht
bedeutend. Zu diesen gehört eine nicht sonderlich anmuthige 2,
ltlaria mit dem Kinde und einem Mönche als Donator, ehe-
mals in der Galerie Manfrini zu Venedig, mit dem Namen
des Künstlers und der J ahrzahl 1447 bezeichnet. ES sind
unschöne, mit Härte bezeichnete Formen, nebst hässlicher