Zweiter
Abschnitt
des
vierten
Buches :
Die
Kunst diesseits der Alpen und
Spanien im XVI. JahrhnnderJn
in
Vorbemerkung.
ä. 236: Der Unterschied zwischen der Malerei des XV.
Jahrhunderts und derjenigen des XVI. ist im Norden ganz
anderer Art als in Italien. Wenn hier auf eine rastlose
Aneignung aller Formen des sinnlichen und geistigen Lebens,
Welche die Aufgabe des XV. Jahrhunderts ausmachte, eine
freie und grossartige Anwendung des Errungenen folgen
konnte, so mussten die nordischen Maler um den Anfang
des XVI. Jahrhunderts vor Allem Das nachholen, Was ihre
im Realismus der van Eyck'schen Zeit stabil gebliebenen
Vorgänger und Lehrer versäumt hatten, und stehen somit in
ihrer Durchbildung erst den Italienern seit der Mitte des
XV. Jahrhunderts parallel. Üeberdiess galt es nicht bloss,
Fehlendes zu ergänzen; eine schwergelagerte Schicht con-
ventioneller Manier, in welche sich die nordische Malerei
des XV. Jahrhunderts hineingelebt hatte, .musste mit unsäg-
licher Anstrengung beseitigt werden. Von diesem Gesichts-
punkte aus gewinnen Albrecht Dürer und der jüngere Hol-
bein erst ihre ganze Grösse.