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Spanien.
und
Portugal.
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Uebrigens hielt sich bei manchen spanischen Malern
der Styl des XV. Jahrhunderts bis tief in das folgende hin-
ein, und zwar tritt das flandrische Element oft als das
stärkere hervor. Manche der betreHAenden Bilder stehen hierin
etwa denjenigen der rheinischen Schulen gegen 1500 parallel;
nur ist das Colorit bescheidener und Weniger bunt. Aus
dem Anfang des XVI. Jahrh. scheint die „S. Maria de los
Remedios" an der westlichen Rückwand der Choreinfassung
in der Kathedrale v. Sevilla.
Von der portugiesischen Malerei dieser Zeit ist
uns noch keines der ziemlich zahlreich vorhandenen Bilder
zu Gesicht gekommen, und die wenigen Nachrichten reichen
noch nicht hin, eine Anschauung vom Styl derselben zu
erwecken Merkwürdig ist auch hier das Eindringen flan-
drischer Kunstweise im XV. Jahrhundert. Wenn man auch
auf denkurzen Aufenthalt des Johann van Eyck am portu-
giesischen Hofe im Jahre 1428 und 1429 kein weiteres Ge-
wicht legen darf, so müssen wenigstens nachher noch bedeu-
tende Kunstverbindungen zwischen Portugal und den Nieder-
landen stattgefunden haben, was sich bei zwei der thätigsten
Handelsländer jener Zeit auch äusserlich leicht erklärt. Nun
hat sich für alle Bilder eben dieses von flandrischerl Weise
abhängigen, wiederum mit Dürer verglichenen Styles, welcher
von der Mitte des Jahrhunderts bis zum Ende des
t) Unsere einzige Quelle hierüber (immer noch) ist A. Raczynski:
Les arts en Portugal, Paris 1846. 8. Einer der interessantesten Beiträge
dieses Buches ist, beiläufig gesagt, die 1549 verfasste Relation des
(in Portugal gebornen) Franz von Holland, über seine Kunstreise nach
Italien. Wenn auch seine Gespräche mit Michelangelo u. A. meist
Fictionen sein mögen, so sind doch wohl auch echte Worte darin. Auf
einen Einwurf der Vittoria Colonna über die grössere Frömmigkeit
in den niederländischen Bildern lässt der Autor z. B. den Michelan-
gelo antwortenq
„Die wahre Malerei (d. h. die italienische) ist edel und fromm
"von selbst, denn schon das Ringen nach der Vollkom-
nmenheit erhebt die Seele zur Andacht, indem es sich Gott
"nähert und vereinigt; von Seinen Vollkommenheiten ist
„die wahre Malerei das Abbild, von Seinem Pinsel ein
Schatten." U. s. w. (pag. 14.)