Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch III. 
Italien. 
XV. Jahrhundert. 
Padua. 
139. 
zu gelangen. Diese Richtung ist allerdings mit derjenigen 
zu vergleichen, welche wir bereits bei den Zeitgenossen des 
berühmten Bildhauers Niccola Pisano kennen gelernt haben; 
nur zeigt sie sich bei den Paduanern ungleich einseitiger und 
in grösserer Ausschliesslichkeit durchgeführt, namentlich schon 
in dem Bezugs, dass man hier auch auf jene altchristlichen 
Gestaltungen, die aus einer neuen Auffhssungsweise der an- 
tiken Kunst hervorgegangen waren, vor der Hand fast keine 
Rücksicht mehr nahm. WVas wir gleichzeitig bei den Floren- 
tinern des XV. Jahrhunderts von der Nachahmung antiker 
Bildungswcise bemerkt haben, war nur als vereinzelte Zu- 
fälligkeit zu betrachten, und muss vielleicht schon als ein 
direkter Einfluss der paduanischen Schule angenommen werden. 
Es hat diese Schule somit vornehmlich das Verdienst, 
die reichen Ergebnisse einer früheren, lange vergessenen 
Kunstblüthe wieder in die neuere Ausübung derselben ein- 
geführt und ihre Benutzung eingeleitet zu haben.  Doch 
würde man hier vergebens ein tieferes Eingehen auf das 
ideale Princip der klassischen Kunst suchen; was die Pa- 
duaner der Antike entnahmen, beschränkte sich für's Erste 
auf die äussere dekorative Erscheinung, sodann auf die An- 
regung zu möglichst plastischer Darstellung der Formen. In 
der That besteht ihre Eigenthümlichkeit in einer mehr pla- 
stischen als malerischen Auffassungsweise. Die Formen wer- 
den strenge und scharf bezeichnet, die Gewandung häußg 
ideal nach dem Vorbilde antiker Kostümirung behandelt und 
zwar so, dass sie, um die Körperformen bestimmter hervor- 
treten zu lassen, meist immer straff angezogen und angespannt 
erscheint. Die Anordnung des Ganzen hat nicht selten mehr 
etwas Basreliefartiges, als "dass die Gruppen-Anordnung herÄ 
vorgehoben wäre. Die Nebendinge bezeugen nicht minder, 
vornehmlich in den Architekturen und Ornamenten, ein spe- 
cielles Eingehen auf antike Vorbilder, und namentlich scheint 
es der antiken Verzierungsweise nachgeahmt, wenn man häufig 
lebendige Fruchtgehänge in den Bildern dieser Schule dar- 
gestellt findet. Merkwürdig verbunden und gekreuzt mit dem 
in der Zeit liegenden Naturalismus, führte jedoch das Studium
	        
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