Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

232. 
Augsburg : 
Holbein 
der 
ältere. 
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von naivester Individualität xmd vielleicht das Bedeutendste 
des Ganzen. Das Meisterwerk dieser Reihe ist jedoch das 
Bild der Paulskirche mit den Wichtigsten Vorgängen aus der 
Geschichte des Apostels Paulus, oben die Dornenkrönungi), 
gemalt um 1504. Das eigentlich Dramatische, so sehr es ge- 
lungen sein mag, tritt hier neben dem unerschöpflichen indi- 
viduellen Leben zurück, wovon dieses ganze Gemälde durch- 
drungen ist; in einem Zuschauer mit zwei höchst lebensv0l- 
len Knaben erkennt man den Meister und seine Söhne, in 
einer sitzenden Jungfrau die Stifterin (frühere Geliebte des 
Künstlers).  Im StädeYschen Institut zu Frankfurt a. M. g_ 
ist ein Stammbaum der Maria und ein Stammbaum des 
Dominikanerordens, vom Jahre 1501, mit, charaktervollen 
Halbfiguren.  In der Pinakothek zu München und in der _9_ 
Moritzkapelle zu Nürnberg befinden sich zwanzig Gemäldem 
des altern Holbein, von denen 17, das Leben und Leiden 
Christi darstellend, aus dem Kloster Kaisersheim herstammen 
und laut urkundlicher Nachricht im Jahre 1502 gestiftet. wor- 
den sind. Es sind ziemlich grosse, längliche Bilder, meist zu 
seinen rohern Arbeiten gehörend, und in den Gestalten der 
Widersacher sehr carrikirt.  Zwei treffliche, grau in grau 11, 
gemalte Tafeln in der ständischen Galerie zu Prag sind mit 
seinem Namen bezeichnet; auf beiden Seiten sieht man Hei- 
lige und Vorgänge der Legende mit sehr vorzüglichen 
Köpfen. 
Das Augsburgische Malerbuch führt Holbein den altern 
unter dem Jahre 1524 bei den Verstorbenen an, und keine 
sichere Spur deutet darauf hin, dass er, wie man sonst an- 
nahm, mit seiner Familie nach Basel übersiedelt sei. Von 12_ 
den Gemälden der öffentlichen Sammlung daselbst wurden 
ihm vier grössere Bilder zugeschrieben, welche schon ganz 
in der Weise des XVI. Jahrhunderts behandelt sind und 
das Leiden am Oelberg, die Gefangennehmung, Christus vor 
die Scher- 
die Farbe 
a) ES ist bezeichnend für den Witz dieser Zeit, dass hier 
gen weiss und blaue Zwickeln an den Beinkleidern haben; 
des mit Augsburg verfeindeten Baierns, 
Kugler Nlalerei II. 29
	        
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