Augsburg :
Holbein
der
ältere.
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sitzend, befindet sich im Besitz des Hrn. C. Samm zu Mergen-
thau, trägt die (muthmasslich gefälschte) J ahrzahl 1459- nebst
der Bezeichnung Hans Holbein a A., und zeichnet sich durch
eine hohe Stufe realistischer Ausbildung, in den portrait-
artigenxKöpfen sowohl als im Körper des Kindes, den Vögeln
und der Landschait aus. Das zweite mit dem Namen und der
Jahrzahl 1499, aber bei weitem alterthümlicher, als jenes,
gehört zu einer wichtigen Folge von sechs Gemälden
in der königl. Galerie zu Augsburg, auf welchen die
sieben Hauptkirchen von Rom mit. biblischen und legenda-
rischen Vorgängen (als Gebetsstationen für die Nonnen des
ehemaligen Katharinenstiftes) dargestellt sind. Das betref-
fende Bild stellt auf dunkelblauem, goldgestirntem Grunde die
Krönung Mariä über der Kirche S. Maria Maggiore, rechts,
nach Art dieser Schule durch ein in Gold gemaltes Gestänge
getrennt, die Geburt Christi und die Verkündigung an die
Hirten, links die Legende der heil. Dorothea nebst der Stif-
terin dar. Die meist. schlanken Figuren sind nicht ohne ein
glückliches Bestreben nach Schönheit ausgeführt, die Färbung
durchgängig tief, warm und nicht unharmonisch; entschieden
unabhängig von der flandrischen Weise erscheint (wie im
vorigen Bilde) namentlich der liiessende, rundlich geschwun-
gene Faltenwurf. Ausserdem ist es für diese alte Augsbur-
ger Schule bezeichnend, dass der tiefere religiöse Ausdruck
zurücktritt neben einer gewissen genrehaften Derblieit der
Lebensauffassung, welche sich z. B. in dem Singen der Engel
ausspricht. Neuere Forschungen haben jedoch die Existenz
"Hans Holbein des Grossvaters" ins Reich der Täuschungen
verwiesen. Nach denselben hat der Vater des ältern Hans
und des Siegmund Holbein Michael geheissen und ist ein
"Lederer" gewesen. Wem die beiden eben erwähnten Bil-
der zuzuschreiben, scheint noch nicht endgültig festgestellt.
Von dem Hans Hol-bein dem ältern (geboren um
1450 oder 1460, T 1518), sind Werke aus den Jahren 1495
-l504 vorhanden, welche schon mehr, wenigstens auf mittel-
bare Weise (z. B. im Faltenwurf), von der flandrischen Rich-
tung bedingt sind. Immer aber ist sein Naturalismus selb-