231.
232.
Augsburger
Schule ;
die
Holbein.
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Volke, welche sich noch_1831 in der Adersfschen Sammlung
zu London befand. Es ist eine reiche Composition, voll
sprechender Köpfe, das Antlitz Christi von hoher Schönheit
und Milde, in den Köpfen der Widersacher jedoch viel Cari-
catur; die Zeichnung des Nackten ist mager; die Färbung
ohne Tiefe im Ton, von dünnem Auftrag, aber sehr geist-
reicher Pinselführung. Dies Gemälde entspricht insbesondere
den Kupferstichen Schongauefs, wo wir, wie z. B. in dem
grossen Kupferstiche der Kreuztragung, ebenso der hohen
Milde des Erlösers seltsam carikirte, phantastische Gestalten
unter den Peinigern gegenübergestellt sehen, 'In andern"
Stichen tritt dies ebengenannte phantastische Element noch
entschiedener hervor, wie z. B. in einer Versuchung des heil,
Antonius, wo der Heilige von verwunderlichen Dämonen in
die Lüfte emporgeführt wird. Üeberhaupt geben erst die
Stiche Schongauefs ein vollendetes Bild dieses grossen Künst-
lers, wie sie denn auch für die Verbreitung seines Ruhmes
und seines Styles am meisten gewirkt haben. Hier, wo die
Farbenpracht, der miniaturartige Schmuck des Einzelnen weg-
fiel, galt es durch schöne Zeichnung, durch Adel und Ge-
messenheit der Composition zu wirken, und Wenigstens in
letzterem Betracht hat der Meister alle seine nordischen Zeit-
genossen übertroffen. Von dem Niello ausgehend hat er
vielleicht die Technik des Stiches selbständig erfunden oder
wenigstens kaum später sie zu üben angefangen als der
Florentiner Maso Finiguerra. Ihn unterstützten, wie es scheint,
seine Verwandten; dass selbst der berühmte Meister E. S.
aus der Familie der Schongauer gewesen, ist nicht unwahr-
scheinlich
ä. 232. Eine dritte Gruppe bildetin der oberdeutschen
Malerei die Schule von Augsburg, bei welcher weniger
der iiandrische Einfluss als eine einheimische realistische
a) Das vergebliche Bildniss Schongauefs von seinem sonst wenig
bekannten Schüler Hans Largkmair Förster Burgkmayr ge-
lesen), "in der Münchner Pinakothek, lässt vielfache Zweifel zu. Vgl,
Kunstbl. 1840, N0. 78.