Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

231. 
Colmar: 
Martin 
Schongauer. 
443 
Typus wegen nicht als Arbeit Schongauefs gelten.  Eher 
haben einige Stücke einer aus 16 Tafeln bestehenden Passion 
Anspruch darauf, welche jedenfalls ein Werk seiner Schule 
ist und mit seinen Kupferstichen desselben Inhalts inannigfach 
übereinstimmt. Die betreffenden Stücke sind die Kreuzab- 
nahme und die Grablegung, wozu vielleicht noch einzelne 
Köpfe in den übrigen Bildern kommen, in Welchen sich 
übrigens eine edlere, dem Meister näher stehende Hand von 
einer rohern, faustmässigern unterscheiden lässt. Der Ent- 
wurf gehört wahrscheinlich durchgängig dem Meister an, 
welcher hier eine Fülle gedankenreicher Motive entwickelt 
hat, obschon keines dieser Bilder seinem berühmten Kupfer- 
stich der Kreuztragung an dramatischen Reichthum gleich 
kömmt. Die Rückseiten der Tafeln sind so sehr zerstört, 
dass man kaum nochieinige Gegenstände (von der Verkün- 
digung bis zur Unterredung mit den Schriftgelehrten) erken- 
11611 kann.  Von Arbeiten der Schule besitzt die Colmarer 
Sammlung u. a. zwei grosse Tafeln mit der Anbetung der 
Hirten und der Anbetung der Könige, welche vielleicht erst 
nach Schongauefs Kupferstichen gearbeitet sind.  Theile 
eines Altars mit figurenreichen Passionsbildern scheinen von 
einem andern,sehr bedeutenden oberdeutschen Meister herzu- 
rühren, welcher der tlandrischen Schule noch näher steht und 
an einem herben, aber energischen Typus der Köpfe kennt- 
lich ist. Von andern dem Schongauer zugeschriebenen Bil- 
dern, will Waagen (Handb. d. Gesch. d. M. I. S. 176) nur 
"den Tod Maria", ein treffliches kleines Bild, das aus der 
Sammlung des Königs der" Niederlande in die Nationalgalerie 
zu London gekommen ist, als echt (und zwar als das frühste 
und zugleich schönste seiner Werke) gelten lassen; ausser- 
dem den weiter unten angeführten „Siegeszug Davids" in 
München, und eine Maria mit dem Kinde (N0. 30) in der 
Sammlung zu Kensington.  
Im Münster zu Thann im Oberelsass befindet sich indess 
eine Tafel mit vier Heiligen auf Teppichgrund, welche eben- 
falls ein Originalwerk Schongauer's zu sein scheint. Der tiefe 
und wunderbare Ernst dieser Gestalten, die edle Gesammt-
	        
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