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Buch IV.
Norden.
Jahrhundert.
Deutschland.
in beschränkter Form,
Seele.
einer edeln, männlichen
dem Gleichmass
Unter den Bildern, welche Colmar noch von seiner Hand
3. besitzt, ist die „Maria im Rosenhag" das wichtigste (jetzt im
rechten Querarm des dortigen Münsters). Die Madonna,
reichlich lebensgross, nicht von idealer Schönheit, aber voll
reiner Demnth, sitzt in einer blühenden Rosenumhegung auf
Goldgrund, worin bunte Vögel nisten; sie hält das liebliche
Christuskind in den Armen, während zwei anmuthvolle Engel
in blauen Gewändern schwebend eine Krone über ihrem
Haupte halten. Das Nackte ist mit Ausnahme der Köpfe
mager, namentlich die Hände, welche Schongauer zwar rich-
tig zu zeichnen, aber knöchern zu modelliren pflegte; übri-
gens giebt die Einfachheit der Behandlung, verbunden mit
dem feinen Gefühl das Bild eines innerlich consequenten Sty-
les, wie er sich in der deutschen Malerei dieser Zeit kaum
4. wieder findet. Andere Gemälde ünden sich in der öffent-
lichen Sammlung zu Colmar. Das Bedeutendste sind zwei
Altarflügel, innen die Maria, das Christuskind anbetend, oben
Gottvater und S. Antonius der Eremit, nebst der kleinen
Figur des Donators; aussen in lebensgrossen, stehenden
Figuren der englische Gruss. „In dem Charakter und Aus-
druck der Köpfe findet sich hier nun ganz das Edle, Idea-
lische, in einigen auch dieselbe Gefühlsweise eines dem
Perugino verwandten, tiefen Sehnens Wieder, welche in den
Kupferstichen des Meisters so sehr anzieht, und worin er so-
gar den grossen Schülern der Brüder van Eyck überlegen
ist. Die Maria ist beide Mal, zumal auf der Verkündigung,
von höchst edler Bildung, mit schön gewölbten Augenliedern,
der Antonius von sehr würdigem CharakterÜß Auch die
Färbung ist hier namentlich im Fleisch von grosser Kraft
und Gluth. Ein todter Christus auf dem Schosse der Maria,
von ausserordentlich edlem AüSdruCk tiefen Seelenschmerzes,
kann doch der sehr unrichtigen Zeichnung und des abwei--
chenden, mehr mitvder Lyversbergschen Passion verwandten
Waagen, Kunstw.
Künstl.
Deutschland,
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