Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
Jahrhundert. 
Deutschland. 
wandung einzelner Figuren noch immer schliessen, dass der 
entwickeltere germanische Styl dabei zu Grunde gelegen und 
dem Realismus des XV. Jahrhunderts mindestens das Gleich- 
gewicht gehalten habe. Die Gestalten waren mit einer ge- 
wissen Grösse und Fülle gefasst und in der Bewegung keines- 
weges steif; die humoristischen Bezüge zeugten meist nicht 
von besonderer Tiefe, und waren einfach, ohne einen Hinter- 
grund von Nebendingen und Nebenbeziehungen ausgesprochen. 
Es lässt sich nachweisen, dass dieses Werk, Welches Jahr- 
hunderte hindurch in hohen Ehren gehalten wurde, auch auf 
Holbein den Jüngern anregend einwirkte und zu seinem 
berühmten Todtentanz mehr als ein Motiv lieferte  Ein 
entschieden oberdeutsch-realistischer Styl, wie sich derselbe 
2- unter Handrischer Einwirkung ausgebildet, zeigt sich in Basel 
zuerst an einem Frescobilde (der Gekreuzigte zwischen Maria! 
und Johannes, auf rothem Grunde) vom Jahre 1458, welches 
aus dem Augustinerkloster nach der öffentlichen Sammlung 
gebracht worden ist. 
Wenn nun gerade in den grössern Städten dieser Ge- 
gend, Basel und Strassburg, sehr weniges erhalten ist und die 
Nachrichten nur allgemein lauten, so war dafür Colmarein 
wichtiger Mittelpunkt für die Malerei, seitdem einer der gröss- 
ten Künstler des XV. Jahrhunderts, Martin Schongauer, sich 
daselbst niedergelassen. 
Martin Sehongauer, auch Schön genannt, nach 
Passavant 1420, nach Harzen (dem Waagen beipflichtet) 1440 
zu Ulm oder (aus angesehener Familie) zu Augsburg gebo- 
ren, später in Colmar wohnhaft, wo er mehrere Häuser be- 
sessen hat, starb daselbst zwischen 1490 (wo er urkundlich 
noch eine Zahlung geleistet) und 1492 (wo Dürers Freund 
Christoph Scheurl, nach seiner schon 1516 gedruckten Mit- 
ä) Ganz irrig ist es, den Todtentanz des Predigerklosters eben- 
falls Holbein zuzuschreiben.  Auch der Todtentanz bei der Marien- 
kirche zu Lübeck ist dergestalt durch Uebermalung zerstört, dass 
man die ursprüngliche Arbeit des XV. Jahrhunderts nicht mehr er- 
kennt. 
	        
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