Ulm
Zeitblom
und Schüler.
435
dern mit der Genealogie der heil. Anna, zwei Flügelbilder
im Besitz des Fürsten v. Hohenzollern-Sigmaringen, endlich
einen Theil der Initialen der sogenannten "vierten deutschen
Bibel", [1470 I9] zuschreibt) mit Entschiedenheit einen aus-
gezeichneten Schüler des altern Rogier zu erkennen. Zu-
gleich ist es wahrscheinlich, dass Zeitblom sich bei oder nach
Friedrich Herlen gebildet, mit welchem er in seinem ältesten
Werke, einem Eccehomo vom Jahre 1468, in der S. Georgs- 2.
kirche zu Nördlingen eine unverkennbare Verwandtschaft hat.
Der leidende Christus ist sehr schwach, die boshaften Juden
dagegen von gelungenem Ausdrucke"). In spätem Werken
drang er zu einer schlichten Würde und gemüthlichen Milde
des Ausdruckes durch; ohne sich je zu einer besondern
Schönheit oder zum Liebreiz zu erheben, imponirt er durch
die zu Grunde liegende treue, ernste Gesinnung. Die For-
men des Körpers bleiben noch sehr ungelenk, das Nackte
mager und steif; besonders fallen die zu kleinen Hände auf,
dafiir übertrifft er im Schmelz und in der Harmonie der Far-
ben, in der Wärme und Durchbildung der Carnation sowohl
Herlen als Martin Schön, und erinnert sogar an die Vene-
zianer vom Ende des XV. Jahrhunderts. Von dieser 3,
reifern Entwicklung des Meisters zeugt schon ein Altar vom
Jahre 1473, Wovon sich die Flügelbilder (S. Georg und
S. Florian, S. Margaretha und Johannes d. 1T.) im Museum
zu Stuttgart befinden. Die Köpfe sind hier bereits von treff-
lichster Ausführung und voll Leben und WVahrheit. So-
dann die Flügelbilder eines Altars vom Jahre 1488, im Besitz 4_
des Hrn. Prof Hassler in Ulm, innen Heilige, aussen Christus
am Oelberg darstellend; die Staffel enthält Christus mit den
Wundenmalen zwischen zwei Heiligen. Theile eines Altars
aus der Pfarrkirche zu Eschach vom Jahre 1495, ebendaselbst, 5_
zeigen den Meister in seiner Vollendung. Es sind zwei
a?) Die grimassenhafte Hässlichkeit dieser Zuschauer sowohl als der
Schergen wird von Andern auch als Kennzeichen einer Verwandtschaft
mit Wohlgemuth aufgefasst. Vergl. Ulms Kunstleben etc. S. 43.
Harzen dagegen hat es wahrscheinlich gemacht, dass Zeitblom sich
(wenigstens als Kupferstechcrf bei M. Schongauer gebildet habe.
28""