Westfalen.
Schule.
Soester
J arenus.
Baphon,
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ten weder in der Tiefe und Milde der Charaktere, noch in
der Schönheit der Formen gleichkommen.
Von einem Schüler jenes Liesborner Meisters existirt
noch ein grosses Altarblatt von vier Tafeln, in der Mitte die
Kreuzigung und die Kreuzabnahme und auf den Flügeln
acht Scenen aus dem Leben Christi darstellend"). Ein Theil
der letzteren wiederholt genau die Compositionen des Meisters,
welche sich im Besitz des Hrn. Krüger befinden, doch ist
eine grosse Verschiedenheit des Ausdruckes wahrzunehmen.
Der Maler dieses Bildes steht jenem wohl in der Technik
sehr nahe, aber er besitzt weniger Liebreiz und Innigkeit.
Indess ist der lebensgrosse Christuskopf von ungewöhnlicher
Grossartigkeit und Tiefe. Eine der Tafeln trägt das Mono-
gramm A.
Eine bedeutende Sammlung von Gemälden der altwest-
phälischen Schule befindet sich ausserdem im Besitz des Hrn. 6.
Regierungrathes Barthels, gegenwärtig in Aachen.
Eine Localschule von anderer Richtung scheint sich in
Soest gebildet zu haben. Ein: schönes Altarwerk mit 7.
Flügeln vom Jahre 1473 in der dortigen Marienkirche (mit
der Familie der heil. Anna und 12 kleinen Darstellungen
aus ihrer und der Maria Legende), die Flügel eines Schnitz- 8.
altars in der Kirche zu Rynern bei Hamm (das Leben
Christi) und drei Tafeln eines Altars in der Barthels'schen 9,
Sammlung zu Aachen (Christi Geburt, und die Marter der
HH. Stephan und Laurentius) gehören hierher; letztere
tragen-den Namen des Meisters, Suelnmeigr. Von
einem bedeutenden Soester Meister J arenus besitzt das
Berliner Museum mehrere bedeutende Tafeln auf Goldgrund, 10.
die zusammen ein grosses Altarwerk ausmachen. Das Mittel-
bild stellt verschiedene Scenen aus der Passion Christi, dar,
ein grosses buntes Bild, die verschiedenen Gruppen noch
wirr durcheinander, seltsam hastige, dürre und scharfgezeich-
ü) Brieüiche Mittheilung des Hrn. Becker, welchem der Verfasser
die meisten der betreffenden Notizen verdankt. (Änmerkung der II.
Aufl. d. B.) Der jetzige Verbleib der obenangefiihrten Bilder der
Krügerschen Sammlung ist" uns nicht bekannt. v. B1.