Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

Luca. 
Signorelli. 
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die Propheten, Benozzo Gozzoli die Apo tel und Märtyrer: 
dargestellt; jetzt vollendete Luca das Werk, allerdings wohl 
nicht, in dem Sinne, in Welchem Fiesole es begonnen, allein 
doch so, dass ausser Leonardo kein Meister der realistischen 
Kunstrichtung des XV. Jahrhunderts Grösseres als dieses ge- 
schaffen hat. Die Hauptsache sind vier grosse Darstellungen 
an den beiden Seitenwänden. Hier sieht man die Geschichte 
des Antichrist mit höchst charaktervollen Figuren, sodann die 
Auferweckung der Todten, die Hölle und das Paradies, alles 
höchst inhaltreiche, bewegte und ausdrucksvolle Compositio- 
nen, meist von nackten-Gestalten, voll gewaltigen innern Le- 
bens. Eine zwar noch strenge, aber sehr vollkommene und 
edle Zeichnung des Nackten, eine Fülle neuer, früher noch 
nicht dargestellter Körpermotive Endet sich in diesen Dar- 
stellungen mit Vorliebe und mit Glück angewandt; bei höch- 
ster plastischer Virtuosität ist doch das ängstliche Bestreben 
nach blosser anatomischer Richtigkeit bereits überwunden und 
an dessen Stelle eine eigenthümliche Grossartigkeit und Er- 
habenheit getreten, welche sowohl den Darstellungen heiterer 
Ruhe und Seligkeit, als leidenschaftlicher, phantastischer Be- 
wegung aufgeprägt ist. Man wird durchaus an die WVeise 
Michelangelds erinnert, als dessen beinahe ebenbürtiger Vor- 
gänger Luca hier auftritt. Es ist dieselbe Unterordnung alles 
Zufälligen unter die lebendige Herrlichkeit der reinen Kör- 
perform, nur ist dieselbe hier nicht mit der dämonischen 
Grösse Michelangelds aufgefasst. Auch in der Gewandung 
erscheint Luca hier nicht selten sehr vorzüglich und verräth 
im Einzelnen eine glückliche Nachahmung der Antike.  Den 
untern Theil der Wände nimmt eine dekorativ gehaltene 
Malerei, meist grau in grau, ein; in Rundbildern sieht man 
die Dichter des Jenseits und der Unterwelt, Hesiod, Virgil 
(Wegen des VI. Buches der Aeneide), Claudian (wegen des 
„Raubes der Proserpina"), und Dante, umgeben von zahl- 
reichen kleinern Darstellungen aus dem Gebiet der Allegorie 
und der heidnischen Mythe, welche mit der für jene Zeit be- 
zeichnenden Unbefangenheit. mit den; Hauptgedanken in Ver- 
bindung gebracht sind.
	        
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