226.
KÖInerQ
Der
Meister
der
Lyversb.
Passion.
417
Meckenenf) oder von M echeln aus Bocholt zu erkennen;
gegenwärtig benennt man ihn nach einem seiner bekanntesten
Werke als den Meister der Lyversbergfschen Pas- 1,
sion. Dieses WVerk, welches nach der Zerstreuung der
Sammlung des verstorbenen Stadtraths Lyversberg in den
Besitz des Hrn. Baumeister in Köln übergegangen ist, be-
fand sich ehemals in der Karthause daselbst und besteht aus
8' nicht sehr grossen in Oel gemalten Tafeln, die einzelne
Scenen der Passion auf Goldgrund darstellen. Man kann
nicht sagen, dass die flandrische Darstellungsweise hier mit
besonderm Geist ergriffen, oder das flandrische Colorit in
vollem Maasse erreicht wäre; deutlicher tritt das Manierirte
und Befangene dieser Schule, der eckige Faltenbruch, das
Steife und Magere hervor. Es fehlt den einzelnen Gestalten
die körperliche Kraft, den Compositionen die bedeutsame An-
ordnung, den Köpfen bei portraitwahrer Charakteristik die
höhere Bedeutung, den Kopf Christi ausgenommen, in welchem
der Ausdruck auf eben so würdige als verschiedenartige Weise
durchgebildet ist; auch Pilatus ist würdevoll und im Aus-
druck des Momentes gelungen, die Widersacher dagegen
rohe Caricatilr. Auf einer thöhern Stufe innerer Ausbil- 2_
dung erscheint vermuthlich derselbe Meister in einem grossen
Altarbilde der Kirche zu Sinzig, welches in der Mitte die
Kreuzigung sammt mehrern Heiligen, auf den Flügeln die
Himmelfahrt und den Tod der Maria enthält. Hier ist das
Scharfe und Eckige weniger übertrieben, die Köpfe zwar
naturalistisch, doch feiner durchgeführt und zum Theil von
tiefem innerlichem Gefühl. Ein drittes, sehr grosses Werk,3_
mit dem Datum 1463, beündet sich auf der südlichen Empore
der Kirche zu Linz am Rhein; es ist ein Altar, dessen
k) Uebel". (ließen vgl. den Aufsatz von C. Becker im Kunstbl.
1839, N0. 36. Er kommt in bocholtisehen Urkunden von, 1842-98 als
wohlhabender Bürger VOP und scheint bis 1503 gelebt zu haben. Dass
er Maler gewesen, Wird nirgends erwähnt. Ueber das höchst unter-
geordnete Verhältniss dieses Kupferstechers zu dem Maler der folgen-
den Bilder giebt HI. Becker auch im Muiseuln, Jahrg. 1837, No_ 45
schätzbare Andeutungen.
Kngler Malerei II. 27