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Buch IV.
Norden.
XV. Jahrhundert.
Frankreich.
225.
rein, sondern mit einem italienischen gemischt hervor-
tritt. Hier ist die Composition schöner und gemessener, die
Formen reiner und mehr gewählt, die Perspective und das
Helldunkel höchst ausgebildet, die Räumlichkeit und ihre
Verzierung bald gothisch, bald italienisch von reich-
ster Eleganz. Das Haupt dieser Schule war der schon er-
wähnte Jean Fouquet von Tours, Hofmaler Ludwigs XI.
7. Eine französische Üebersetzung des Josephus (kaiserl. Biblio-
thek in Paris) enthält, ausser drei ältern, von einem der Ma-
ler des Herzogs Johann von Berry gefertigten Bildern, eilf
andere von Fouquets Hand, die Geschichte der Juden bis
zur Zerstörung Jerusalems enthaltend, und von diesem gilt
das eben Gesagte im vollsten Sinne. Die Composition ist
in edelm Horentinischem Sinne geordnet; die Motive sind
grossentheils anmuthig gedacht und frei gehandhabt, nament-
lich in minder bewegten Scenen, die Köpfe zeigen einen
edeln. obschon nicht mannichfaltigen Typus und einen feinen
Ausdruck; Thiere, besonders Pferde, sind trefflich bewegt.
Das beste Bild stellt Cyrus dar, welcher die Juden in [ihre
8- Heimath entlässt. Vierzig höchst vortreffliche Miniaturen
aus einem Gebetbuch, im Besitz 'des Herrn Brentano zu
Frankfurt a. M. scheinen ebenfalls FouqueUs Werk zu sein.
9. Von einem Schüler desselben mögen die grossen, zum
Theil unvollendeten Miniaturen in einer französischen Üeber-
Setzung des Livius (kaiserl. Bibliothek in Paris) herrühren,
welche als geschickte Fabrikarbeit den Namen des Meisters
nicht verdienen; vieler andern Handschriften zu geschweigen.
In der Mitte zwischen diesen beiden Schulen steht eine
10, Anzahl von Miniatoren, von welchen z. B. ein Gebetbuch in
der Bibliothek des Arsenals zu Paris, ein sog. Diurnal der
llkaiserl. Bibliothek, u. a. m. herrühren. Die grosse Feinheit
und Farbenpracht, sowie die Verzierungen weisen hier wiederum
mehr auf niederländische Ueberlieferung
ü) Da. wir über die französischen Glasmalereien dieser Zeit (S.
Severin und S. Gervais in Paris, St. Ouen in Rouen, ein Theil der Fenster
im Dom von Bourges, die Sainte Chapelle zu Riom in der Auvergne.