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Buch IV.
Norden.
XV. Jahrhundert.
Frankreich.
2- Sakristei von S. M. della Minerva aufgestellt" k). Für alt-
französisch galt sonst ein Gemälde im Museum von Antwerpen,
Maria mit dem Kinde auf dem Thron, von rothen Cherubim
umgeben, Halbiigur von halber Lebensgrösse auf blauem
Grunde: Gesichtsbildung und Ausdruck sind, wenn nicht
flandrisch, doch wenigstens ganz realistisch. (Dass das Bild
die Agnes Sorel vorstelle, ist unverbürgt, dass es von Scho-
3. reel sei, erweislich falsch). Von dem Hofmaler Lud-
wigs XI., Jean Fouquet von Tours, besitzt Hr. G. Bren-
tano zu F rankfut a. M. das Bildniss des Schatzmeisters Che-
vallier, begleitet von seinem Schutzpatron (Theil eines Altar-
bildes). Mehrfach kommen Bildchen flandrischen Styles
mit französischen Beischriften vor, welche man geneigt ist,
einer burgundischen Zweigschule beizulegen, obschon sie
auch nur von flandrischen Malern für Frankreich gemalt sein
könnten. Bekanntlich war ein Theil von Flandern französisch
und selbst am Hofe Philipps des Guten herrschte diese Sprache
durchaus vor.
Einen ungleich wichtigern Beleg für die damalige fran-
zösische Kunst geben die Miniaturen der Handschriften, eine
Gattung, welche hier schon zu Ende des XIV. Jahrhunderts
unter niederländischem Einfluss zu hoher Blüthe gelangt, in
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts aber, wahrscheinlich
unter dem Einfluss der tiefen Zerrüttung des Landes, wiederum
gesunken war. Mit der Herstellung eines geordneten Zu-
standes, seit der Mitte des Jahrhunderts, beginnt nun eine
neue Glanzepoche H). Zunächst lassen sich eine Anzahl
von Miniaturhandschriften ausscheiden, welche einen direkten
niederländischen Einfluss ofFenbaren. Im Vergleich mit den
oben angeführten echt ilandrischen Meisterwerken sind die
Köpfe hier allerdings einförmig leer und manierirt, bisweilen
w) WQYtB des Antonio Filaret-e, welcher den Künstler in Rom
gekannt zu haben scheint, bei Gaye, eartegg. I. S. 205. Merkwürdig
ist das Zusammentrefen mit der Anordnung von Rafaels Bildniss
Leo's X.
Paris,
am) Waagen,
369 u.