Flanderns
Einwirkung
auf Frankreich.
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macht. war. Allein abgesehen hievon besassen die Werke
dieser Schule einen innern Werth eigenster Art; die Herr-
lichkeit der äussern Weit war darin auf einmal mit einer
Fülle des Reichthums Wiedergespiegelt, welche kein Deutscher
und kein Italiener bis jetzt auch nur annäherungsweise erreicht
hatte; zudem musste die unerhörte Pracht und Feinheit der
Ausführung in jener prunkliebenden Zeit die höchste Bewun-
derung erregen.
Für Frankreich kamen noch mehrere andere Um-
stände hinzu, um eine beträchtliche Abhängigkeit von der
fiandrischen Malerei herbeizuführen. Die Macht Philipps des
Guten reichte bis in die innern Provinzen des Landes hin-
ein; lange und verderbliche Kriege scheinen die einheimische
Kunstübung lieruntergebracht zu haben; einen Fürsten von
französischem Hause haben wir schon als Schüler der van
Eyck's angetroffen. Ebenso wie die Bretagne damals eng-
lische Bildhauer in Anspruch nahm, mochte man iiandrische
Maler für Frankreich arbeiten lassen, welche vielleicht hie
und da einheimische Schüler erzogen. Nur hat sich ausser
Glasgemälden und Miniaturen fast Nichts erhalten. Im Stift- 1,
gebäude von S. Denis soll sich ein Gemälde aus der ersten
Hälfte des XV. Jahrhunderts, von einem gewissen N icolas
Pion, befinden, welches den todten Christus zwischen den
Seinigen darstellt, und nach dem landschaftlichen Hinter-
grunde zu urtheilen man sieht das alte Paris vom Louvre
bis zum Montmartre wenigstens flandrischen Einfluss ver-
räthx) Von einem sehr ausgezeichneten französischen
Bildnissmaler, welcher neben Johann van Eyck und Rogier
von Brügge genannt wird, ist nur der Name Giachetto
(Jaquet) Francioso (d. h. Francese) auf uns gekommen.
„Er malte in Rom Papst Engen (IV, 143l_1447) und zwei
von seinen Leuten" neben ihm, Gestalten, welche zu leben
schienen; dieses Bild, auf Tuch gemalt, wurde in der
ü) Vgl. Didron,
1845), in den Notizen.
annales
(archäologiqzoes,
(Jan
bis Juni