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Buch
Norden.
XV. Jahrhundert.
F1 andrer.
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ligen Ursula ist eine Reihenfolge kleiner Gemälde, welche
sich in der Gemäldesalnmlung des Königs von Holland im
Haag befanden Sie enthalten auf zwei länglichen Tafeln
zehn Darstellungen aus dem Leben des heil. Bertin und dien-
ten einst zur Bedeckung des prachtvollen Reliquienkastens
dieses Heiligen, der in der Abteikirche St. Martin zu St. Omer
aufbewahrt wurde. Die liebliche Scene der Geburt des Hei-
ligen, seine Einkleidung als Mönch. die mannichfachen Zu-
sammenkünfte frommer Männer sind mit lebendigstem Gefühle
vorgeführt, und wie in den Bildern der heil. Ursula mehr
die heilige Begeisterung eines bewegten Lebens hervortritt,
so erblickt man hier mehr das ruhige Walten eines Auser-
ilwählten Gottes. Höchst merkwürdig ist endlich noch ein
ähnliches Gemälde von länglichem Format, in der Pinakothek
zu München. Es stellt die Hauptbegebenheiten aus dem
Leben Christi und der Maria dar (und zwar nur die soge-
nannten sieben Freuden der Maria. , hier aber nicht in ein-
zelnen gesonderten Feldern, sondern, als ein grosses Ganze
in landschaftlicher Verbindung, mit einer unendlichen Fülle
von Zwischenhandlungen, eine ganze Welt voll Leben, Lust
und Schmerz und wiederum in einer wunderbaren Anmuth
und Liebenswürdigkeit ausgeführt. In derselben Samm-
lung befindet sich ein Christuskopf in der Anordnung dem
des Eyck'schen Bildes zu Berlin (s. oben S. 374) sehr ähn-
lich, zwar von geringerer Reinheit der Formenbildung, aber
ungleich bedeutender im Ausdrucke göttlicher Kraft und
13_ Milde; in der Ausführung auf's Höchste vollendet.
Von Kennern, wie Hotho und Waagen, wird gegen-
wärtig das berühmte "Jüngste Gericht" vom J. 1467 in der
Pfarrkirche ISt. Marien zu Danzig, nachdem es dem Mich
Wohlgemuth, dem Hugo van der Goes (durch Hirt) dem
Albert von Ouwater (durch Passavant) zugetheilt worden, als
ein Hauptwerk Hans Memlings anerkannt. Das Werk besteht
aus einem Mittelbilde und zwei Flügelbildern, Es ist auf
goldenem Grunde gemalt. In der Mitte, auf einem grossen
glänzenden Regenbogen, welcher den Horizont berührt, sitzt
der Heiland mit dem strengen Ausdrucke des Richter; ein