Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

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Buch IV. 
Norden. 
XV. Jahrhundert. 
Flandrer. 
222. 
sich einzelne Gruppen {liebender Menschen verbergen; dann 
die vier gewaltigen Reiter, leicht und kühn ansprengend; 
endlich das Meer mit seiner tiefgrünen krystallhellen Flut, 
in welcher sich Regenbogen und himmlischer Glanz, die 
mystischen Gestalten und die Uferbilder wiederspiegeln und 
so die mannichfaltigen Darstellungen zu einem Ganzen ver- 
einigen. Auf den Aussenseiten der Flügel sind zwei männ- 
liche und zwei Weibliche Heilige und vor ihnen, kniend, 
Männer und Frauen (Spitalschivestern) in geistlicher Tracht. 
Das ganze Werk, das grösste und wichtigste des Meisters, 
ist ebenso durch die ergreifende Poesie, wie durch den tiefen 
malerischen Ton und eine höhere Freiheit der Gestaltung, 
als selbst bei den van Eyck's gefunden wird, ausgezeichnet. 
Doch. sind die Köpfe im Ausdruck nicht überall bedeutend. 
Leider hat das Bild sehr gelitten und ist. vielfach restaurirtä). 
 Das andre Gemälde ist kleiner. Es stellt auf dem Mittel- 
bilde die Anbetung der Könige dar, auf dem einen Seiten- 
flügel die Geburt Christi mit anbetenden Engeln, auf dem 
andern die Darstellung im Tempel mit vorzüglich schönen 
Gestalten; auf den Aussenseiten Johannes der Täufer und 
die heil. Veroniea. Dies lBild ist besser erhalten, als das 
ebengenannte, und durch den gemüthliehen Ausdruck in den 
einfach naiven, zartausgefuhrten Köpfen, besonders beachtens- 
werth; es ist überdies das einzige, das ausser der Jahrzahl 
1479 den vollen Namen des Meisters trägt.  Bei einem 
dritten, in demselben Saale befindlichen Gemälde, dem Bild- 
niss einer Sibylle, wird die Richtigkeit der Benennung als 
Werk Memlings in Zweifel gezogen.  Ein viertes Bild, 
vom Jahre 1480, stellt den vom Kreuze abgenommenen 
Christus, auf den Flügeln innen die heil. Barbara und den 
heil. Adrianus mit dem Donator, aussen die Kaiserin Helena. 
und die heil. Maria von Aegypten darf").  Sodann ist ein 
K) Eine thronende Madonna, von einer zahheichen Familie und 
deren ÄPatronen verehrt, und der eben beschriebnen in den Ziigen 
sehr ähnlich, ist aus Spanien in den Besitz des Grafen Duchatel in 
Paris gekommen. Waagen a. a. O. S. 123. 
4") Nach E. Förster und Waagen echt, nach Passavant 
von einem Schüler.
	        
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