222;
Hans
Mßmling,
393
Die vorzüglichste Auswahl Memling'scher Gemälde findet
sich in Brügge, zunächst im Hospital des heil. Johannes.
Zwei von den Bildern, welche im Versammlungs- oder
Kapitel-Saale des Hospitales aufbewahrt werden, sind mit
des Künstlers Namen und der Jahrszahl 1479 versehen.
Beide sind Altartafeln mit Seitenfiügeln. Das grössere Bild
wird gewöhnlich als die „Vermählung der heil. Katharina"
bezeichnet, obschon dieser Moment nur von untergeordneter
Bedeutung ist und die Schutzheiligen des Hospitals, die
beiden Johannes, weit nachdrücklicher hervortreten. Auf dem
Hauptbilde, in der Mitte, unter einer Thronhalle, die heil.
Jungfrau, auf einem Sessel mit hinten herabhängendem
Teppich sitzend; über ihr zwei Engel, welche anmuthvoll
eine Krone über ihrem I-Iaupte halten. Auf der einen Seite
kniet die heilige Katharina, der das schöne Christkind den
Verlobungsring an den Finger steckt; hinter ihr ein Engel
von höchstem Liebreiz, auf der Orgel spielend; noch weiter
zurück Johannes der Täufer, ein Lamm zu seiner Seite.
Auf der andern Seite kniet die heil. Barbara, in einem Buche
lesend; hinter ihr ein andrer Engel, welcher der Maria, ein
Buch entgegenhä-lt, und noch tiefer im Bilde Johannes der
Evangelist, von-hoher Schönheit, tief und mild im Charakter.
Durch die Bogenhalle sieht man zu beiden Seiten des Thrnneg
in eine reiche Landschaft hinaus, in welcher verschiedene
Scenen aus dem Leben der beiden Johannes dargestellt sind.
Die rechte Seitentafel enthält die Enthauptung J ohanneg des
Täufers und weiter hinaus eine Halle und einen Blick in
die Landschaft; wiederum mit_ Vorgängen aus dem Leben
des Heiligen. Auf der linken Seitentafel ist Johannes der
Evangelist auf der Insel Pathmos dargestellt, im Begriffe, in
ein Buch zu schreiben, aufmerksam nach oben schauend, wo
ihm die Vision der Apokalypse erscheint: der Herr auf dem
Throne, in einer Glorie glänzenden Lichtes, vom Regenbogen
umgeben; in einem weiteren Kreise die Schaar der Aeltesten
in weissen Kleidern, ernsten Blickes, Harfen in den Händen;
gegenüber, unter Flammen und mystischen Gestalten das
vielköpfige Thier; unten die Landschaft, in deren Felsen