Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

390 
Buch IV. 
Nofdvu. 
Jahrhundert. 
Flandren. 
221. 
zu Middelbur g ausgeführt und befindet sich jetzt im 
Berliner Museumä); in der Mitte das neugeborne Christus- 
kind, mit der betenden Maria, Joseph, dem knienden Dona- 
tor (eine vortrefflich individuelle Figur), und sehr lieblichen 
Engeln, die zum Theil neben dem Kinde knien, zum Theil 
über dem Dach der Hütte sehweben; auf der einen Seite die 
Verkündigung des Herrn an den Herrscher des Abendlandes 
(August mit der tiburtinischen Sibylle und der Vision der 
 Maria  auf der andern die Verkündigung an die Herrscher 
des Morgenlandes (die drei Könige auf ihrer Bergeswacht 
und das Kind, welches ihnen in Strahlen erscheint), letzteres 
ein Bild von eigenthümlich grossartiger Anordnung und vor- 
zügliehster Charakteristik in den Köpfen, aus der Sammlung 
Boisseree, wahrscheinlich für die Kirche S. Columba in Cöln 
9. gemalt,  Der andre Altar in der Münchner Pinakothek, 
dort Johann van Eyck zugeschrieben, gilt sonst auch als 
Memling, ist übrigens dem vorigen durchaus verwandt. In 
der Mitte ist die Anbetung der Könige, auf dem einen Flügel 
die Verkündigung, auf dem andern die Darstellung im Tempel 
geschildert; Alles mit leuchtendster Pracht in den Fxben 
und mit höchst lebensvollen Köpfen, deren einer (der des 
stehenden Königs auf dem Mittelbilde) das Portrait Carl des 
10. Kühnen von Burgund ist.  Sodann die grosse Darstellung der 
sieben Sacramente, im Museum von Antwerpen (früher Johann 
van Eyck zugeschrieben). Die Handlung ist auf Mittelbild 
und Flügelbilder vertheilt, deren fortlaufenden Hintergrund 
eine mächtige gothische Kirche bildet, als Sinnbild der all- 
gemeinen Kirche. Die sieben Ritualhandlungen, jede aus 
mehreren Personen bestehend, sind so vertheilt, dass das 
Sacrament des Messopfers an den mittlern Altar zu stehen 
kömmt; über jeder Gruppe schwebt ein Engel, in einem 
a") Dass eine Hand des XVIL Jahrhunderts den Namen Memlings 
auf dieses Bild gesetzt hat, begründet wohl kein Bedenken gegen die 
Urheberschaft Rogiefs. 
im 
am) Eine ungleich geringere Wiederholung dieses Bildes, ebenfalls 
Berliner Museum, wurde auch dem lllßmlingt zugeschrieben.
	        
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