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Buch IV.
Norden.
XV. J ahrhunäett.
Flandrer.
221.
des van Eyck bei weitem der berühmteste. Vermuthlich im
letzten Jahrzehnt des XIV., schwerlich später als im Anfang
des XV. Jahrhunderts geboren, erscheint er 1436 als amt-
licher Maler der Stadt Brüssel und- Autor eines seiner Zeit
hochberühmten Werkes im dortigen Rathhaussaal, ein Beispiel
strenger Rechtspflege unter dem Bilde des sagenhaften Brüss-
ler Richters Herkenbald (angeblich XI. Jahr-h.) der seinen
Neffen für die Entehrung eines Mädchens eigenhändig tödtet,
'und durch ein Wunder die ihm als Mörder vom Beichtiger
versagte Hostie empfängt, und auf den Flügeln die Gerech-
tigkeit des Kaisers Trajan darstellend, das wahrscheinlich
1695 beim Brande des Rathhauses zu Grunde gegangen ist.
l-Aber schon früher hatte Papst Martin V. (1- 1431) dem
König Juan II. ein Triptychon von Rogiers Hand verehrt,
das jetzt aus dem Nachlass des verstorbenen Königs von Holland
ins Berliner Museum gekommen ist. Es stellt die Geburt
Christi, seinen Leichnam im Schooss der weinenden Mutter
und den Auferstandnen, der der letzteren erscheint, dar; in
der gothischen grau in grau gemalten Einfassung noch viele
Vorstellungen aus dem Leben Maria und der Leidensgeschichte,
ein Werk von tiefstem Gefühl, leuchtender Farbe und
feinster Ausführung, wiewohl mager in der Zeichnung. Qb
es mit dem Werke „des grossen und berühmten maestro Rogel
aus Flandern" identisch sei, was nach einer alten Aufzeich-
nung in der Karthause v._ Miraflores bei Burgos, der ge-
nannte König 1455 dorthin geschenkt, wird (gegen Passaiiant
2.und Cavalcaselle) von Waagen bezweifelt. Nahe verwandt
ist ihm dagegen ein andres Triptychon derselben Galerie, die
Taufe im Jordan zwischen Geburt und Enthauptung des
3.Täufers enthaltend; ebenso ein Altarbild in der k. k. Galerie
zu Wien, eine Kreuzigung Christi, und auf den Flügeln St,
Magdalena und Veronica darstellend und dort dem Martin
4_Sch0ngauer zuschrieben; endlich ein Triptychon mit halben
,Figuren, (Christus mit der Weltkugel zwischen Maria und
dem Lieblingsjünger, auf den Flügeln der Täufer und Mag-
dalena) für Memling gehalten beim Marquis u. Westminster
5, in London. Fünf grosse Altartafeln mit Darstellungen