Volltext: Franz Kugler's Handbuch der Geschichte der Malerei seit Constantin dem Großen (Bd. 2)

220. 
221. 
Rogi er 
V01] 
der 
Weyden. 
387 
einer religiösen Feier, als der eines alltäglichen Geschäftes; 
von vorzüglicher Schönheit ist hier wiederum der landschaft- 
liche Hintergrund. Minder befriedigend sind die beiden ango, 
Umfang bedeutendsten Bilder Diericläs, früher im Rathhaus 
zu Löwen, später aus dem Nachlass König Wilhelms II. der 
Niederlande von dem Kunsthändler Nieuwenhuys erworben. 
Auf dem einen ist. der Sage zufolge Kaiser Otto dargestellt, 
der einen seiner Hofleute auf die falsche Anklage der 
Kaiserin, seiner Gemahlin, hinrichten lässt, auf dem andern 
die Gemahlin des Hingerichteten, die den Kaiser durch die 
Feuerprobe von der Unschuld desselben überzeugt. Bei den 
fast lebensgrossen Figuren fallen die langen Verhältnisse, 
die magern Glieder und ungelenken Motive mehr auf als 
in kleinern Werken, "doch ist durch die Lebendigkeit der 
Köpfe, die kräftige Farbe, die gediegne Ausführung der 
Kunstwerth immerhin höchst bedeutend. Ausser den ge-2l_ 
nannten Arbeiten glaubt Waagen dem Stuerbout zwei kleine 
Flügelbilder mit Geschichten der h. Ursula im Hospital der 
Soeurs noires zu Brügge, die schöne Krönung Mariä in der 21 
kfkf Akademie der Künste zu Wien (wie das vorige für 
Memling gehalten) eine "Gefangennehmung Christi" in der23_ 
Pinakothek zu München, die "Bestattung eines h. Bischofs", 24, 
im Besitz von Weiland Charl. Eastlake in London, und den 
kleinen Altar mit dem Martyrium S. Hippolyts in der Ka- 25_ 
thedrale von Brügge zuschreiben zu müssen.  
Im Besitz des Herrn Schötf Brentano zu Frankfurt a.25_ 
M. ist eine kleine Tafel, welche ebenfalls Stuerbout anzuge- 
hören scheint; sie stellt die tiburtinische Sibylle vor, welche 
dem Augustus und seinen Begleitern in einem Schlosshofe 
von niederländischer Bauart die bekannte Vision zeigt; es 
sind sämmtlich Portraitfiguren, einige von einnehmender Ge- 
sichtsbildung, andre aber manierirt, und sehr steifleinen in  
der Haltung.  
ä. 221. Rogier von derWeyden,derA'eltere,unter 
dem Namen Rogier v. Brügge bekannt bis 1846, wo der Archi- 
var von Brüssel, Hr. Wauters, jenen richtigen Namen nebst sei- 
nemwahren Geburtsort Brüssel feststellte, ist unter den Schülern 
25a
	        
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