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Buch
Norden.
Jahrhundert.
Flandrer.
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bleich, im Ausdruck jedoch eine gewisse Milde, die besonders
in der Gruppe der ohnmächtigen Maria und ihrer Umgebung
vorzugsweise gelungen ist").
Auch Rene von Anjou, Titularkönig von Neapel,
Herzog von Lothringen, Graf von Provence, geb. 1408, st.
1480, gehört hieher. Seine frühern Bilder zeigen mehr eine
italienische"Darstellungsweise in der Art des Pisanello. So
12.eine kleine Tafel in zwei Abtheilungen, im Besitz des Hrn.
Clerian, Director des Museums zu Aix; die eine Abtheilung
stellt Rene und seine Gemahlin, vor-Betstühlen kniend, die
andere eine Vision des h. Bernardin von Siena vor. Schon
13. mehr im Style der van Eycks ist das grosse Altarblatt im
Hospital zu Villeneuve bei Avignon ausgeführt; ein Werk
von reichphantastischer Concepfion- Üben, von Engeln,
Heiligen und unschuldigen Kindern umgeben, sieht man die
Dreieinigkeit, die heil. Jungfrau krönend, als Sinnbild der
Unsterblichkeit; unten ist der sich hieran anschliessende
Kreis von Gedanken in zahlreichen kleinen Figuren darge-
stellt; man erblickt Hölle, Fegefeuer und Auferstehung; in
den Lüften streiten Engel und Dämonen um die Seelen;
daneben Moses bei seinen Schafen, vor ihm der brennende
Busch; S. Gregor Messe lesend, ihm zunächst der leidende
Christus im Sarge stehend; fern eine Stadt, in welcher die
Menschen ihrem weltlichen Treiben nachgehen; eine andere
Stadt auf einer Felseninsel im Meer; am hohen Ufer kniet
vor einem Crucilix ein Carthäuser; vorn das offene Grab
der Maria mit einem Engel und zwei Betenden. Die Be-
handlung ist ungleich und nicht eben harmonisch, doch fehlt
es nicht an bedeutenden und anmuthigen Charakteren. Aehn-
'19) Üeber eine Altartafel (Kreuztragung, Kreuzabnahme und Be-
weinung Christi) i" S- Sallveur zu Brügge, eine kleine Ileimsuchung
und desgl. Anbetung der Könige in Berlin, und ein tendenzhaftes
Doppelbild im Landauer Brüderhause zu Nürnberg (einerseits ein
vornehmes Liebespaar in einer schönen reichen Gegend, andrerseits
einen grässlichen Leichnam Zwischen Ruinen und geborstenen Bänmen
in öder Winterlandschaft darstellend) u. s. w., die in der zweiten Auf-
lage dieses Buches mit G. v. d. Meire in Verbindung gebracht sind,
vermochten wir keine anderweitige Nachricht zu finden. v. B1.