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Buch IV. Norden.
XV. Jahrhundert.
Flandrer.
219.
220.
retha beigelegt. Die Darstellungen sind thcils der Bibel und
Legende, theils dem Messritnal entnommen; besonders häufig
ist die Madonna mit dem Kinde, vor ihr der kniende Herzog
abgebildet. Sehr vorzüglich ist (von der ersten Hand) eine
Dreieinigkeit mit einigen Propheten und Patriarchen, wobei
Trachten und Charaktere deutlich an die Anbetung des Lam-
mes erinnern; sodann von den Ritualbildern die Anzündnng
der Kerze und die Predigt. Von der zweiten Hand: die
Himmelfahrt Christi, mit einer geistvollen Gruppe der nach-
blickenden Apostel; ein Abendmahl von trefflicher, drama-
tischer Bewegung, mit symbolischen Nebenfignren, (Melchisedek,
das Opfer Abrahams); Messe und Predigt in einer Kirche;
Tod und Himmelfahrt Maria; Versammlung aller Heiligen,
u. a. m. Die Gründe sind zum Theil noch schachbrettartig
oder golden und damascirt, zum Theil aber schon von reicher
Naturwahrheit und richtiger Perspektive; das Ganze zeigt die
schönste und gediegenste Ausführung und auch in den Rand-
verzierungen und Initialen grosse Zierlichkeit. Auch in
35. einer Handschrift des roman de la rose (in derselben Bibliothek)
entsprechen die (largestellten Scenen des Ritterlebens in der
Behandlung dem eben erwähnten Brevier, in Trachten und
Anordnung den "gerechten Richtern" und den "Streitern
Christi" des Genter Altarbildes sosehr, dass man eine Theil-
36. nahme der van Eyckis auch hier annehmen darf. Ein
Psalterium des britischen Museums und eine Sammlung von
Gebräuchen des ritterlichen Zweikampfes in der kaiserl.
Bibliothek zu Paris erscheinen wenigstens als frühe und vor-
zügliche Schulwerkea").
ä. 220. Die künstlerische Thätigkeit der Brüder van
Eyck war von sehr bedeutendem Einflnsse, wie sich aus den
zahlreichen Gemälden ihrer Schüler und Nachfolger, die in
Flandern und 'in auswärtigen Sammlungen (im Berliner
Museum, in der Pinakothek zu München, in England, wo
besonders die Adersfsche Sammlung in London vor ihrer
Zerstreuung mehrere wichtige Bilder enthielt) erhalten sind,
Vgl.
Waagen,
England ,
142;
Paris,
382
347