Einzelne Werke
des
Hubert
und
Johann
van
Eyck.
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welchem er behutsam einen Dorn aus der einen Vorderpfote
herauszieht. Die sämmtlichen Umgebungen sind mit micro-
scopischer Feinheit ausgeführt, man erkennt die Blätter der
Bücher, das Geäder des Holzwerkes, u. dgl, selbst eine
naschende Ratte fehlt nicht; nur das Gewand ist noch ein-
facher, in der alterthümlichen Weise Huberts behandelt, auch
fehlt der tiefe, leuchtende Glanz späterer ilandrischer Werke,
sodass man glauben sollte, die feine Ausbildung des Einzel-
nen sei der höhern Vervollkommnung des van Eyck'schen
Bindemittels vorangegangen. Eines der vielleicht bedeutend-
sten Bilder aus Eyck'scher Schule, die überhaupt erhalten
sind, der „Born des lebendigen Wassers" im Nationalmuseum
zu Trinidad in Madrid wird von Passavant mit grosser
Wahrscheinlichkeit dem Hubert zugeschriebenäl. Auch
Waagen stimmt diesem Urtheil bei und setzt das Werk
etwa in die Zeit von 1415-1420, also vor das Genter Altar-
bild. Ein sehr ernster und imposanter Erzengel Michael
mit der Waage, Fragment eines grössern Werkes (eines Welt-
gerichtes), ehemals in der Lyversbergfschen Sammlung zu
Köln, wurde ebenfalls Hubert beigelegt. Ein Diptyehon der
Antwerpner Akademie (Maria, das Kind saugend, und der
betende Donator mit seiner Frau) ist gewiss unecht.
Ungleich mehr Sicheres ist von Johann van Eyck
vorhanden. Es bezeichnet den neuen Standpunkt der Malerei
zum Leben", dass Er zuerst einzelne Gemälde mit Namen,
Jahrzahl und Datum zu bezeichnen begann, was früher nur
als seltenste Ausnahme vorgekommen sein mag. Es waren
kostbare, mit subjectiver Virtuosität ausgeführte Prachtar-
beiten; ein frühe und weit verbreiteter Ruhm, eine persön-
liche Stellung hingen damit enge zusammen, dass die Werke
Johanns als solche anerkannt wurden. Ueberdiess hat eine
alte Tradition ihm mehrere andere Bilder genügsam ge-
sichert.
w) Vergl. d. d. KstbL 1353, S, 216 E, 222, wo P. noch von andern
niederländ. und deutschen Bildern in Spanien Nachricht giebt, und
Waagens Hdb. der Kunstgesch. Buch III. S. 72.
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