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Buch IV.
Norden.
XV. Jahrhundert.
Flandrer.
Das Altarwerk scheint von seiner Entstehung an dals
einer der grössten Kunstsehätze des Nordens gegolten zu
haben. Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts wurde eine
treifliche Copie desselben durch Michael Cocxie für den
König Philipp II. von Spanien angefertigt. Auch die Tafeln
dieses Werkes sind gegenwärtig zerstreut; eine befindet sich
in der Galerie des Berliner Museums, andre in der Münchner
Pinakothek. Eine zweite, minder bedeutende Copie aus etwas
späterer Zeit, welche die sämmtlichen inneren Bilder des
grossen Werkes umfasst, und früher in der Kapelle des Stadt-
hauses zu Gent aufbewahrt wurde, befand sich 1835 im Besitz
des Herrn Aders zu London.
ä. 219. "Von der künstlerischen Thätigkeit des Hubert
van Eyck sind ausser dem, was an dem besprochenen
grossen Werke als sein Eigenthum zu bezeichnen war, nur
wenig Zeugnisse auf unsere Zeit gekommen. Dahin gehört
namentlich ein schönes Gemälde, welches die Anbetung der
Könige darstellt, im Besitz des Herrn Professors van Rotter-
dam zu Gent. DasBild hat eine grosse Kraft in der Fär-
bung und jenen etwas bräunlichen Ton, der den Arbeiten
Huberts eigen ist; die Köpfe sind alle sehr schön im Charak-
ter, in der Behandlung ganz so, wie die heiligen Pilger auf
dem Flügelbilde des genannten "Altarwerkes; die Gewänder
sind sehr wohl verstanden und öfters wiederum von höchst
grandioser Anordnung. Sodann wird der schon mehrmals
(Bd. IfS. 412) erwähnte heil. Hieronymus in den Studj zu
Neapel neuerlich mit Wahrscheinlichkeit dem Hubert van
Eyck zugeschrieben, nachdem er seither für ein Werk des
Colantonio del {iore gegolten. Der Heilige, von mildem und
ernstem Ausdruck, sitzt in seiner Studirstube zwischen Bücher.
brettern und Schreibepult, vor ihm kauert der getreue Löwe,
gart 1862, Bd. I. Erste Abtheilung S. S3) dürften dem Hubert nur
Gott Vater, Maria, der Täufer. die h. Cäcilia mit den musicirenden
Engeln, Adam undMEva, die Apostelseite der Anbetung des Lammes, die
Eremiten und Pilger (letztere mit Ausschluss des Landschaftliehen) ge-
hören, während Hotho den Antheil des Jan auf ein ungleich gerin-
geres Mass einschränkt.